SightCity Podcast (DE)

Der deutschsprachige Teil unseres zweisprachigen Messe-Podcasts mit Fachvorträgen, Interviews und Innovationen für mehr Inklusion.

SightCity Forum 2025 - Aktuelle Entwicklungen in der Live-Audiodeskription, Blindenreportage (F1071)

20.11.2025 27 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

Vortrags-Mitschnitt aus dem SightCity Forum 2025 vom 21.05.2025 um 14:45 Uhr. Maxim Brehme vom T_OHR Zentrum für blinde Reportage in Gesellschaft und Sport präsentiert aktuelle Entwicklungen in der Live-Audiodeskription und Blindenreportage. Der Vortrag gibt Einblicke in die Umsetzung von Live-Audiodeskription bei Großveranstaltungen wie der Handball- und Fußball-Europameisterschaft sowie bei Kulturveranstaltungen und diskutiert Herausforderungen bei der Finanzierung, technischen Umsetzung und Kommunikation mit der Zielgruppe.

Vortragstitel: Aktuelle Entwicklungen in der Live-Audiodeskription, Blindenreportage

Referent: Maxim Brehme, T(H)or Zentrum für blinde Reportage in Gesellschaft und Sport

Datum: 21.05.2025, 14:45 Uhr

Veranstaltung: SightCity Forum 2025

Inhalt:
  • T_OHR Zentrum: Vorstellung des sozialen Projekts unter dem Dach der AWOSüdwest, das Live-Audiodeskription für blinde und sehbehinderte Menschen anbietet
  • Handball-Europameisterschaft 2024:
    • 20 Spiele live audio-deskribiert
    • 5.138 Unique User erreicht
    • Finalwochenende in Köln in Deutsch und Englisch reportiert
    • Daraus entstandenes Engagement in der Handball-Bundesliga
  • Fußball-Europameisterschaft 2024:
    • 51 Spiele mit insgesamt 40.000 Unique Usern
    • Internationale Zusammenarbeit mit mehreren Sprachversionen (deutsch, tschechisch, spanisch, italienisch, französisch)
    • Champions League Finale und Europa League Finale ebenfalls abgedeckt
    • Technische Herausforderungen in den Stadien durch überlastete Netze
  • Kulturprojekte:
    • Brüder-Grimm-Festspiele
    • Inklusives Theater in Marburg mit Förderung durch Aktion Mensch
    • Geplante nachhaltige Zusammenarbeit mit dem Staatstheater Mainz
  • Finanzierungsmodell:
    • Betonung der Notwendigkeit angemessener Bezahlung für Qualitätsstandards
    • Diskussion über Nachhaltigkeit und Inklusion im Veranstaltungsbereich
  • Sensibilisierungsarbeit:
    • 20 Sensibilisierungsveranstaltungen deutschlandweit
    • Kooperationen mit Kindergärten, Schulen und Politikern
    • Zusammenarbeit mit Mainz 05 und den Potenzial-Pionieren
  • Kommende Projekte:
    • FISU World University Games vom 17. bis 27.07.2025 im Rhein-Ruhrgebiet
    • Schulung von Studierenden als Reporter/innen mit EU-Förderung
    • Brüder-Grimm-Festspiele
    • Nachhaltige Implementierung von Live-Audiodeskription am Staatstheater Mainz
  • Diskussion mit dem Publikum:
    • Interesse an Karl-May-Festspielen und technische Herausforderungen
    • Herausforderungen bei der Kommunikation von Angeboten an die Zielgruppe
    • Verschiedene Kommunikationskanäle für blinde und sehbehinderte Menschen
Kernaussagen:
  • Live-Audiodeskription sollte professionell und bezahlt sein, um Qualitätsstandards zu gewährleisten
  • Die technische Umsetzung variiert je nach Veranstaltungsort und -art
  • Es gibt keine einheitliche Methode, um alle blinden und sehbehinderten Menschen zu erreichen; verschiedene Kommunikationskanäle müssen parallel genutzt werden
  • Sensibilisierungsarbeit ist ein wichtiger Bestandteil der Inklusion
  • Nachhaltige Strukturen für Live-Audiodeskription zu schaffen ist ein langfristiges Ziel

Rechtlicher Hinweis
Dieser Mitschnitt wurde während der SightCity 2025 aus den Online Ausstellervorträgen erstellt. Das Urheberrecht an den Aufnahmen liegt bei der SightCity GmbH. Jede Verwendung, Vervielfältigung oder Verbreitung durch Dritte ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung untersagt. Die Verarbeitung personenbezogener Daten erfolgt gemäß den Bestimmungen der DSGVO. Produktangaben entsprechen dem Stand der SightCity 2025; Änderungen vorbehalten; keine Gewähr für Schreib- oder Übertragungsfehler.

Über die SightCity
Die SightCity ist Europas größte Fachmesse für Blinden- und Sehbehinderten-Hilfsmittel. Mehr Informationen: www.sightcity.net

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E-Mail: info@sightcity.net
Website: https://www.sightcity.net
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Transkript

Willkommen beim SightCity Podcast, dem Podcast in deutscher Sprache zur weltgrößten Messe für Blinden- und Sehbehinderten- Hilfsmittel mit Fachvorträgen, Interviews und Innovationen für mehr Inklusion. Vortrags-Mitschnitt des SightCity Forum 2025 vom 21.05. um 14 Uhr 45. Thema: Aktuelle Entwicklungen in der Live-Audiodeskription, Blindenreportage. Referent: Maxim Brehme. Die aktuelle Entwicklung in der Live-Audiodeskription, Blindenreportage. Hier haben wir einen Referenten, Maxim Brehme vom T_OHR Zentrum für blinde Reportage in Gesellschaft und Sport. Ein längerer Begriff, würde ich sagen. Ich übergebe mal das Wort. Danke schön, ja, hallo, auch schönen guten Tag von mir. Vielen Dank auch erstmal an die Organisatoren, die kleine Vorstellung und auch den Zeitslot, dass wir uns hier präsentieren dürfen. Ich habe genau eine Präsentationsfolie auch mitgebracht. Ich beschreibe das einmal ganz kurz. Man sieht oben in relativ plakativ großer Schrift "Aktueller Stand der Blindreportage 2025". Unten drunter kommt dann als kleiner Trenner so eine leicht wellige Regenbogenflagge. Links sehen wir unser Logo von T_OHR. Das setzt sich zusammen aus dem AWOSüdwest-Logo, das ist nämlich unser Träger von unserem sozialen Projekt. Und auf der rechten Seite, das ist dann ein Foto. Dieses ganze Bild setzt sich so ein bisschen zusammen von einem Headset und auch einem Mischpult, und im Hintergrund sieht man so ein bisschen grünen Rasen. Ja, das beschreibt auch eigentlich schon ganz gut unser letztes Jahr. Wir haben sehr viele Sportveranstaltungen gemacht. Ich würde gerne beginnen mit so einem kleinen Rückblick, einfach einem Recap. Was war letztes Jahr los bei uns? Man muss auch dazu sagen, die Live-Audiodeskription in Deutschland und in Kultur und Sport wird von verschiedenen Anbietern angeboten. Wir können jetzt hier vorne auf der Bühne immer nur von T_OHR sprechen. Im T_OHR sind zwei Leute, einmal ich und der Lukas. Der Lukas ist jetzt gerade noch bei uns am Stand. Und wir sind unter dem Dach der AWOSüdwest, ein soziales Projekt, das sich quasi selbst redend finanzieren möchte und Angebote schaffen will für blinde und sehbehinderte Menschen, um an Kultur- und Sportevents teilzunehmen. Um euch kurz eine Vorstellung zu geben, wie das funktioniert: Das läuft meistens so, dass wir uns überlegen, welche Events finden in Deutschland statt. Wir gehen auf die Veranstalter dazu, sagen wir würden gerne kooperieren, wir würden gerne diese Live-Audiodeskription anbieten, dieses Angebot für blinde und sehbehinderte Menschen schaffen. Dann schreiben wir ein Angebot, dann verhandeln wir meistens noch mal so ein bisschen. Es geht natürlich auch immer um Geld. Und dann gibt es entweder das Go oder nicht. Und da haben wir zum Beispiel im letzten Jahr die Handball- Europameisterschaft machen dürfen, direkt zu Beginn des Jahres. Das war im Januar. Da haben wir dann 20 Spiele live audio-deskribiert. Da haben wir 5.138 Unique User erreicht über die gesamte Zeit. Das war ein sehr schönes Projekt in Kooperation mit der Europäischen Handball Federation. Durften da sogar dann die Finalwochen, das Finalwochenende in Köln in Englisch und Deutsch reportieren. Wir nennen das nicht kommentieren oder beschreiben, sondern der Fachbegriff an der Stelle ist dann reportieren. Und ja, das war rundum eine sehr gelungene Aktion. Daraus ist dann auch ein Engagement in der Handball- Bundesliga entstanden. Das ist leider so, dass wir aufgrund der Tatsache, dass es da ein bisschen Unstimmigkeiten gab mit dem Sponsor, jetzt dieses Jahr nicht mehr mit dabei sind in der Handball-Bundesliga. Sehr schade, aber vielleicht entwickelt sich da auch in Zukunft noch mal was. Die Handball-Bundesliga, für alle die es interessiert, große Handball-Fans: Wird sehr punktuell umgesetzt an verschiedenen Standorten in Deutschland von anderen Anbietern. Aber da kann ich gar nicht so ins Detail gehen, weil ich leider nicht genau weiß, wie die das machen. Ein Riesen-Event in Deutschland war natürlich die Fußball-Europameisterschaft. Auch da sind wir auf die UEFA zugegangen, haben gesagt, wir würden das gerne anbieten. Haben auch da den Zuschlag bekommen für 51 Spiele. Gott, jetzt haben wir einen Zahlendreher drin. Also 51 Spiele, aber mit 40.000 Unique Usern. Das bedeutet im Grunde ein komplettes Weserstadion. Das ist das Stadion von Werder Bremen. Das haben wir erreicht. Da müssen wir aber an der Stelle dazu sagen, das haben nicht nur wir gemacht in der deutschen Live-Audiodeskription, sondern das war die tschechische, die spanische, die italienische, französische. Man kann sich ja vorstellen, welche Nationen da alle noch mitgemacht haben. Es war ein sehr schönes Event. Daraus ist auch entstanden, dass wir bei dem Champions League Finale in London mit dabei waren, auch bei dem Europa League Finale die Möglichkeit hatten, Live-Audiodeskription anzubieten für blinde und sehbehinderte Menschen, weil eben die deutschen Teams in diesen Finals gespielt haben. Zu der UEFA lässt sich sagen, wir haben da auch schon sehr viel Feedback bekommen. Ich möchte es nur auch einfach noch mal einmal vorwegnehmen: Wir wissen, dass es da mit der Technik gerade zu Beginn der Europameisterschaft Probleme gab, die Live-Audiodeskription in den Stadien gut zu empfangen, weil natürlich auch das Stadion- WLAN und auch das generelle Netz total überlastet war aufgrund dem Andrang der Menschen. An der Stelle müssen wir immer dazu sagen: Wir sind für die Organisation und die Umsetzung verantwortlich, dass die Live-Audiodeskription eine gute Qualität hat. Wie die Veranstalter sich dazu entscheiden, das hinaus in die Welt zu senden, da sind wir leider meistens raus, obwohl wir immer den Hinweis natürlich geben, wie wir es am besten finden würden oder wie es sich in der Vergangenheit bewährt hat. Ja. Dann können wir vielleicht noch mal ganz kurz: Es gibt ja nicht nur Sport in Deutschland, auch Kultur. Wir sind bei den Brüder-Grimm- Festspielen gewesen, hatten ein inklusives Theater in Marburg. Das war eine sehr schöne Veranstaltung. Das ist ein Theater gewesen mit mit einem inklusiven Theaterverein. Da haben behinderte und nicht behinderte Menschen zusammen das komplette Bühnenbild gebaut, sich die Story ausgedacht, das auch zusammen eingeübt und das wurde dann an drei Tagen, das war Donnerstag, Freitag, Samstag, mit Live-Audiodeskription vorgestellt in Marburg. Da waren an drei Tagen jeweils immer 120 Leute da und auch genügend blinde und sehbehinderte Menschen, die unseren Service in Anspruch genommen haben. Das war sehr schön. Gefördert wurde das Ganze von der Aktion Mensch. Das ist auch immer noch so ein bisschen was, was man dazu sagen muss: Wir reden in Deutschland immer oft über Nachhaltigkeit und es ist auch super, dass dieses Thema jetzt immer mehr kommt und auch teilweise vielleicht für manche schon ein bisschen zu omnipräsent ist. Im Bereich Inklusion bin ich ganz stark der Meinung, wir sind noch nicht an dem Punkt angelangt, wo auch große Veranstalter wissen, was sowas überhaupt kostet, wenn Menschen sich auf Theater-Vorführung, Fußballspiele vorbereiten, und dass es natürlich, um dieses Angebot zu schaffen, auch eine gewisse Manpower braucht und aber halt auch Finanzierung. Daran arbeiten wir. Alles, das was wir machen, ist auch immer bezahlt, weil wir einfach möchten, dass es von vornherein so ist, dass es da einen gewissen Qualitätsstandard gibt. Die Menschen, die für Fernsehsender sich in Stadien setzen und das moderieren, die werden ja auch bezahlt, ne? Dementsprechend finden wir, wenn dieser Service eine gewisse Qualität haben soll, so dass jeder dran teilhaben kann, dann muss es auch gewährleistet sein, dass die Leute das nicht einfach nur ehrenamtlich oder irgendwie in ihrer Freizeit machen, sondern dass sie im Grunde auch dafür ordentlich entlohnt werden. Haben neben der Tatsache, dass wir Live-Audiodeskription organisieren und durchführen, noch ein zweites Standbein: Wir sensibilisieren unsere Gesellschaft für die Themen Blindheit und Sehbehinderung. Das machen wir vor allem immer gerne interaktiv, weil wir meinen, da nimmt man am allermeisten mit. Das beginnt mit Kindern im Kindergartenalter und endet im Grunde bei erwachsenen Menschen. Wir hatten, um da so einen Eindruck zu geben, das letzte Jahr 20 Sensibilisierungen in ganz Deutschland. Wir waren tatsächlich auch bei einem Kindergarten zur Woche des Sehens. Das ist eine Initiative, die so ein bisschen auf die Themen Blindheit und Sehbehinderung aufmerksam machen soll. Das soll - oder was heißt soll - das wird unter der Schirmherrschaft von Gundula Gause gemacht, und da haben wir uns dran beteiligt, haben einen Kindergarten in Mainz da sensibilisiert. Und hatten im Zuge dessen auch die Möglichkeit, mit Daniel Baldi aus Mainz, der in unserem Wahlkreis gewonnen hat von der SPD, den mit einem Mann, der selbst blind ist und einen Blindenhund besitzt, ja, einfach mal durch die Stadt zu gehen, zu schauen, was die Herausforderungen sind. Setz doch mal so eine Dunkelbrille auf, benutz mal den langen Stock, um da auch einfach mal auf noch einer anderen politischen Ebene (er sitzt sowohl im Mainzer Stadtrat als auch im Bundestag in Berlin) für dieses Thema ja, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Genau, wir haben mit Mainz 05 und den Potenzial-Pionieren feste Kooperationspartner, die uns immer wieder gerne einladen, um vor Schulklassen zu sensibilisieren und auch so ein bisschen in die Live- Audiodeskription einzuführen. Da sind wir sehr stolz drauf. Gerade bei Mainz 05 ist das eine tolle Gelegenheit, weil wir ja auch aus dem Sport kommen. Dass wir dann sagen: Setzt gerne mal die Brillen auf, die eine Augenkrankheit simulieren. Setzt euch auf die Tribüne und schaut mal auf das Spielfeld und versucht, das mal wahrzunehmen. Und da können wir ganz viel erreichen, schon bei einer Zielgruppe, die das dann, wenn sie älter wird, hoffentlich auch weiter hinausträgt in die Welt. Das ist so ein bisschen, was wir gemacht haben und einfach mal so ein kleines ja, wie unser Jahr war. Es gibt immer sehr viel zu tun. Man kann sich das so vorstellen: Zu Beginn des Jahres müssen wir immer relativ viel Akquise machen. Das macht uns aber auch Spaß, um dann halt zur Mitte des Jahres, wenn der Sommer kommt und viel los ist, auch einfach die Veranstaltungen mit inklusiven Konzepten durchführen zu können. Wir sind dieses Jahr, und das kann ich jetzt schon gesichert sagen, bei den FISU World University Games vom 17. bis zum 27.07. Das kann man sich so vorstellen wie eine Olympiade für studierende Menschen. Das hat beim letzten Mal in China stattgefunden, ist jetzt im Rhein-Ruhrgebiet in Deutschland. Hat da verschiedene Standorte und es gibt auch verschiedene Sportarten. Also wer da ein Interesse hat, einfach mal vorbeizuschauen bei Basketball, Tennis, Rudern, Schwimmen, Badminton, Leichtathletik oder Volleyball und Beach-Volleyball, der kann sich gerne über die Rhine-Ruhr- Seite eine Karte kaufen und da werden wir dann die Live-Audiodeskription durchführen. Das Spannende an diesem Projekt ist: Das wurde auch gefördert von einem ja, Fördermitteltopf der Europäischen Union, weil es nämlich so ist, dass studierende Menschen aus Deutschland sich beworben haben, um für dieses Event als ja, Reporter, Reporterinnen ausgebildet zu werden und diese dann von uns in Düsseldorf über drei Tage geschult wurden. Die sind entweder 18 bis 25 Jahre alt und studieren diese ganz klassischen Fächer wie Politikwissenschaften oder Soziale Arbeit oder auch Publizistik und so weiter. Und das ist eine bunte Mischung. Ganz toll, dass wir da dann auch immer sagen können, wir haben bei den Sportarten, bei denen wir sind, eine Person, die Erfahrung hat und eine Person, die neu dabei ist und dann erhoffen wir uns davon eine ja, gute Zeit, viele Symbiosen und auf jeden Fall auch natürlich Spaß. Dann sind wir bei den Brüder-Grimm-Festspielen am sechsten, siebten. Da sind wir jetzt mittlerweile, glaube ich, schon zum vierten Mal in Folge da. Funktioniert die Kooperation auch sehr gut. Und man kann auch vielleicht jetzt schon verkünden, dass wir mit dem Staatstheater in Mainz, unserer Heimatstadt, in Gesprächen sind, um da nachhaltig eine Live-Audiodeskription aufzubauen. Das bedeutet, dass wir versuchen über einen etwas längeren Zeitraum von vielleicht anderthalb bis zwei Jahren dort nachhaltige Strukturen zu schaffen, so dass nach dieser Zeit und unserer Implementierung dieser Live-Audiodeskription das Staatstheater in Mainz quasi eigenständig Live-Audiodeskription für ihre Theateraufführungen anbieten kann. Ja, und wenn es dazu jetzt erstmal überhaupt gar keine Fragen gibt, können wir ja mal im Moment abwarten. Würde ich gerne noch einmal mit euch in die Diskussion gehen oder zumindest mit euch mich ein bisschen austauschen, wenn ihr noch Lust habt. Aber vielleicht erstmal: Ob es dazu jetzt Fragen gab, was ich bisher gesagt habe? Ja. Moment, ich komme noch mit dem Mikro. Genau, so. Also ich bin Mella, ich bin Autorin für Audiodeskription hier im Rhein-Main-Gebiet, und ich wollte also im Kunst- und im Kulturbereich auch ich wollte wissen, ob ihr das also Audiodeskription als Dienstleistung anbietet, einfach nur die Audiodeskription oder auch Barrierefreiheit allgemein, also wenn Leute wie "Wie kommen wir dahin?", "Wie werden wir da irgendwie vor Ort dann betreut?", "Wegbeschreibung" und so weiter, auch sowas. Und ob ihr auch mit blinden Leuten zusammenarbeitet? Also das sind zwei Fragen von dir. Erstmal vielen Dank. Wir sind in der Kommunikation mit den Veranstaltern immer daran interessiert, das ganzheitlich mitzudenken, also dass wir sagen: "Achtet auf Ticketing, achtet auf eine barrierefreie Website, dass die blinden und sehbehinderten Personen sich eigenständig da zurechtfinden können, die Tickets einfach kaufen können, dass es da auch Texte gibt, die im Grunde erklären, wie das vor Ort abläuft." Wir können im Grunde immer nur - das ist auch ein bisschen bedingt durch die Größe unseres Projekts, dass wir nur zu zweit sind - immer nur sagen: "Das ist der Best-Practice-Ansatz." Wir können die Live-Audiodeskription anbieten, wir können aber leider keine inklusiven Konzepte anbieten. Also wie ist das, wie viel Abstand braucht man auf den Gehwegen? Wie ist das bei eurem Stadion? Das übersteigt leider unsere Kompetenzen. Unsere Kompetenz ist ganz klar zu sagen: Live-Audiodeskription organisieren und durchführen. Und zu der zweiten Frage - jetzt muss ich mal kurz nachdenken, die war... Genau, vielen Dank. Also wir arbeiten - wir arbeiten nicht - wie gesagt, der Lukas steht am Stand, ich stehe hier, wir sind beide nicht blind oder sehbehindert. Wir arbeiten aber immer mit blinden und sehbehinderten Menschen zusammen, wenn wir zum Beispiel sensibilisieren, auch oder wenn wir sagen, eine - in diesem Turnus von anderthalb Jahren werden alle blinden und sehbehinderten Reporter der Fußballvereine in Deutschland von uns eingeladen in Kooperation mit der Deutschen Fußballliga. Und da sind auch immer blinde und sehbehinderte Menschen vor Ort, damit quasi diese Schulinhalte, die wir dort weitergeben, um die Leute aus- und weiterzubilden, halt auch von blinden und sehbehinderten Menschen für gut befunden werden. Das heißt, da kann man aktiv mitdiskutieren, kann sich einbringen, sagen: "Für mich hört sich das gut an" oder "Das würde ich noch mal anders sagen." Und da sind in der Regel immer auch 10 bis 15 blinde und sehbehinderte Menschen vor Ort. Bezahlt? Sondern die - also die machen das dann freiwillig, nicht? Die machen das freiwillig, aber die müssen im Grunde sich nicht darum kümmern, wie sie dahin kommen und... Also müssen sie schon in dem Sinne, dass sie sich ein Zugticket kaufen, aber es wird alles bezahlt. Also Verpflegung, Unterkunft, Anreise, Abreise, so. Genau. Aber wir haben keine blinde oder sehbehinderte Mitarbeiterin oder Mitarbeiter. Gibt's am Chat auch noch eine Rückmeldung? Nein, gut, okay. Dann wäre jetzt für mich so ein bisschen interessant, weil wir haben in der Vergangenheit festgestellt, es gibt im Grunde zwei Knackpunkte, an denen wir auch noch ein bisschen arbeiten müssen. Und das erste wäre so ein bisschen rauszufinden, was sind eigentlich besondere Wünsche? Und da kann jeder, wie er jetzt hier sitzt, einfach mal was sagen, ganz frei raus. Ich notiere mir das, weil wir uns natürlich immer viel ausdenken können und auf Veranstalter zugehen können. Wir hatten jetzt aber zum Beispiel aus der Community den Wunsch, sie würden gerne mal die Karl-May-Festspiele besuchen. Und das ist natürlich für uns ein ganz konkreter Arbeitsauftrag, und das eröffnet natürlich auch das Gespräch an der Stelle, um zu sagen: "Wir haben diesen Wunsch mehrfach gehört und würden da an der Stelle dann einfach mal konkret mit euch gerne drüber reden." Würde ja immer noch mal eine Meldung - Moment, da muss ich einmal zu Ihnen durch. Ja, also die Karl-May-Festspiele, sehr spannendes Thema. 2014 habe ich selbst betroffen in Bad Segeberg eingenordet worden den Karl-May-Festspielen das vorgeschlagen. Und wie immer ist es an der finanziellen Situation gescheitert. Es war denen damals zu teuer, und danach haben sie sich dann auch nicht dafür interessiert. Ist eines der größten Open-Air-Events Deutschlands für 120.000 Besucher jedes Jahr mittlerweile. aber Barrierefreiheit fängt beim Stadion an, wo es stattfindet. Also im Karneval auf dem Kalkberg in Bad Segeberg. Also wenn du die meintest. Wenn du jetzt andere meintest, also ich rede von dem großen in Bad Segeberg, klar. Also ich hatte gerade, als du vorhin gesagt hast, hab ich gedacht, wir müssen miteinander sprechen. Es wäre nicht so kompliziert. Muss natürlich live stattfinden, das ist die Herausforderung der ganzen Geschichte. Aber vielleicht würden die dran gehen, wenn man's über eine Förderung hinkriegt, dass die mal reinschnuppern, was für ein Potenzial dahinter steckt. Der Blinden- und Sehbehinderten- kriegt jedes Jahr für die Generalprobe Tickets, aber na ja, die Leute sitzen da und kriegen, also ich, man kriegt schon was mit, aber das lässt natürlich alles zu wünschen übrig, es ist nicht so nicht so cool, wenn man dann die Beschreibung mitkriegt. Aber das ist natürlich auch eine technische Herausforderung, weil das ganze System läuft über Funk. Das heißt, die ganzen Schauspieler sind über Funkmikrofone verbunden, müssen wir natürlich gucken, wie man das technisch umsetzt. Aber ja, die sind, die muss man kitzeln, weil die haben genug Kohle. Die wollen sie nur für andere Sachen ausgeben. Also viel Spaß und wenn ihr Kontakt braucht, wir können gerne zusammenarbeiten. Ja, das machen wir sehr gerne. Ich hab auch einen guten Bürgermeister, der der Chef des Ganzen ist. Ja, aber wir müssen die Leute überzeugen und bisschen kitzeln. Okay, ja. Das ist aber dann tatsächlich bei uns ganz gut aufgehoben, denn das gehört auch zu unserem Arbeitsalltag dazu, dass wir natürlich, wenn wir so unser Projekt vorstellen, immer alle erstmal sagen: "Toll und machen wir und drum und dran" und dann erfährt man auch mal, was das kostet oder was damit noch so ein bisschen verbunden ist. Und dann müssen wir da auch hartnäckig bleiben oder nach Lösung suchen. Aber das ist uns in der Vergangenheit eigentlich immer sehr gut gelungen, deswegen können wir da gerne im Anschluss noch mal drüber sprechen und vielleicht auch die Kontaktdaten austauschen. Ich kann so viel vorwegnehmen, wir haben natürlich dann im Zugedessen auch direkt angefragt, hatten jetzt noch keine Rückmeldung bekommen. Aber wenn man das über den Bürgermeister noch mal machen kann, das wär natürlich wunderbar. Ja, wunderbar, machen wir gerne so. Ja, ich würd sagen, für Tamibes immer eine gute Option. Absolut. Im Chat kam jetzt eine Frage, und zwar wie denn das Ganze abläuft, wenn man im Stadion ist, so eine Übertragung. Also es ist so, dass wir im Grunde das in Deutschland leider nicht einheitlich haben, weil jeder Verein aus einer eigenen Initiative heraus diese Blindenreportage bei sich aufgebaut hat. Das heißt, es gibt Vereine, die sind relativ weit, es gibt Vereine, die sind nicht so gut technisch ausgerüstet. Es gibt Vereine, die haben super Reporter, aber vielleicht irgendwie nicht so eine gute Infrastruktur. Das ist bei jedem Verein ein bisschen anders. Normalerweise, und dann, jetzt mal nur ganz generell gesprochen, ist das so, dass man sich über einen Kontakt bei dem Verein, das findet man dann oft auf der Internetseite, wenn man jetzt zum Beispiel mal eingibt "Eintracht Frankfurt Blindenreportage", gibt es da oft bei den Vereinen bisschen Erklärtext und meistens ist es so, dass eine E-Mail-Adresse angegeben ist, für die, über die man sich dann diese Tickets bestellen kann. Und dann ist es oft so, dass die Vereine die Empfängergeräte, mit denen man dann im Stadion sitzt, ausgeben. Und da müsste man dann auf der Internetseite mal schauen, wo die ausgegeben werden. Das ist ganz unterschiedlich. Manche Vereine geben die im Block aus, andere Vereine geben die im Infopoint aus, und dann kann man im Grunde sich mit diesen Empfängergeräten auf die Plätze setzen, die dann auch in der Reichweite der, in der Reichweite der Reporter und Reporterinnen sind, so dass man auch da keine ja, Probleme hat mit der Entfernung und dem Signal. Und dann würde man die Geräte nach dem Spiel einfach wieder abgeben. Das ist so ganz generell, aber wie gesagt, unter Vorbehalt, weil das bei jedem Verein bisschen unterschiedlich ist. So, ich hoffe, damit ist die Frage beantwortet. Ich schau mal zur Technikhütte. Ja, dann hätte ich noch eine Frage. Wir würden auch gerne wissen, wenn wir jetzt zum Beispiel sagen, wir sind bei den FISE World University Games oder wie im letzten Jahr, wir haben die Europameisterschaft im Fußball, was ist denn das Medium, über das wir die meisten Blinden und sehbehinderten Menschen erreichen? Weil das ist so ein bisschen das Schwierige ist, viele sagen, es ist toll, dass es das gibt, aber wie erfahren wir davon? Oder davon haben wir gar nichts gewusst. Und das würden wir gerne in Zukunft verbessern. Da ist natürlich ein Anlaufpunkt immer unsere Webseite, aber auch nicht alle Menschen kennen jetzt unsere Webseite. Vielleicht wäre es auch so, dass ihr sagt, es gibt eine ganz spezielle Facebook-Gruppe oder wir teilen das natürlich auch immer über die Blinden- und Sehbehinderten-Verbände und versuchen, dass die das in ihren Newsletter mit aufnehmen. Aber vielleicht sagt ihr, da gibt es einen viel einfacheren Weg oder ich benutze dieses Medium oder dieses, und dann könnten wir darüber das noch effizienter kommunizieren, damit man überhaupt weiß, welche Angebote geschaffen wurden. Ich würde kommen, wenn... Genau, da sehe ich schon eine Hand. Moment. Also ich muss dich enttäuschen. Es gibt nicht den einen Weg. Das Problem ist, dass die Informationen schwierig an... Also die die Verbände, bin ich der Meinung, dass die teilweise die Informationen von oben nicht herabgeben. Das fällt mir immer wieder auf. Es gibt natürlich die verschiedenen Angebote vom DBSV. DBSV in Form, mittlerweile gibt's das als App, es gibt es als Daisy-CD zum Beispiel auch. Die Frage: Welches Publikum erreichst du? Welche Technik nutzt du, um diese Angebote zu liefern? Ich glaube, ihr habt ja nicht nur im Stadion übertragen, wenn ich mich richtig bei der EM erinnere, gab's das auch über den Weg über Internet. Ja, absolut. Ja. Ja, und da brauchst du natürlich schon wieder die Leute, die auch da affin sind. Sind alle Blinden das? Fragezeichen. Ich glaube nicht. Es gibt nicht den einen Weg. Ich glaube, ihr müsst wirklich alle Kanäle, die zur Verfügung stehen, von Social Media bis Internet, bis Verbände, bis bis DBSV, bis DVBS, bis Pro Retina, alle irgendwie bespielen, und das ist mühsam. Das ist ziemlich anstrengend, aber das ist der einzige Weg, weil es nicht den einen gibt. Also das ist zu... Das stelle ich immer wieder fest, dass es und dann wirst du auch wiederum nicht alle erreichen. Du kannst auch hier einen Post absetzen auf der SightCity. Ich meine, es gibt immer noch Leute, die immer noch nicht wissen, dass die SightCity gibt. Das sieht man draußen auf den Fluren zwar nicht so, aber es gibt immer noch Leute, die nicht wissen, dass die SightCity gibt, obschon wir uns das nicht alle hier vorstellen können, aber das ist einfach so. Also du, es gibt keinen eigenen, einzigen Weg, du musst 30-40 Wege gehen und dann hast du noch nicht alle erreicht. Okay, verstehe. Na ja gut, aber dann ist ja das auch relativ klarer Arbeitsauftrag an der Stelle. Ja. Und wie gesagt, in den Gruppen auf Facebook natürlich, da müsst ihr natürlich gucken. Einige wollen dann, weil man dann euch vielleicht als teilweise kommerzielles Angebot sieht, wollen das dann wieder nicht haben. Wobei es ja nicht ein kommerzielles Angebot ist, weil die Nutzer können es ja umsonst nutzen. Also aber die, das sind schon mal Wege, die die gut sind. Es gibt glaub ich in Deutschland kein so einen allgemeinen blindenspezifischen Newsletter. Also ich kenne nicht... In meinem Heimatland Luxemburg gibt's sowas. Da gibt's einen speziellen Newsletter nur für, nennt sich BliLux. Alles was Blindenthemen ist, wird da reingespeist. Wenn ich ganz kurz fragen darf, wie ist das organisiert dann vor Ort? Wird das, wird das von der Bundesbehörde? Nö, das ist eine Privatperson, die so einen Newsletter organisiert hat, und jeder kann da seine seine Informationen reinsetzen. Wir haben aber in Luxemburg nicht viel Audiodescription bis jetzt. Also es geht... Verstehe. Wir haben am nächsten Freitag das erste Theaterstück in Luxemburger Sprache mit Audiodescription überhaupt. Aber das ist ein anderes Thema. Wie gesagt, so eine Möglichkeit wäre... Man muss einfach die verschiedenen Quellen suchen, Newsletter und gucken, wo treiben sich Blinde rum, Blinde und Sehbehinderte, und da einfach hingehen. Und das sind das ist mühselig, aber wenn du es einmal aufgebaut hast, dann wird das funktionieren. Okay, super, danke für das Feedback. Ich glaub, da drüben noch eine. Genau, da war noch eine Meldung. Ich bin auf dem Weg. So, kriegen Sie einmal das Mikro. Ja, guten Tag erstmal. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, ich bin auch in einer sozialen Einrichtung bin ich tätig, und da ist es auch so, sag ich mal so, wenn ich da zum Beispiel erzähle, es gibt die SightCity, Fachmesse für Blind und Sehbehindert, und es gibt solche Sachen so wie jetzt hier das mit der Blindenreportage und so, das oft hab ich's erlebt, da hab ich Mitarbeitern zum Beispiel E-Mails gestreut über die SightCity und es ist dann frustrierend, wenn's dann bei Leistungsberechtigten, die in der Einrichtung leben, nicht vernünftig ankommt. Also das sind das sind so Sachen, die erlebe ich auch teilweise so, das ist mal aus dieser Struktur rauszukommen, über den Tellerrand zu gucken, so das ist für manche so ein bisschen schwierig. Also ich erleb, ich erleb das selber auch, das ist ist ein... ist so, hm. Okay, alles klar. Ja, dann auch danke an der Stelle für das Feedback Vielen Dank, vielen Dank, dass Sie dabei waren. Besuchen Sie uns unter SightCity.net für weitere Informationen rund um die SightCity und das SightCity Forum. Danke. Haben Sie Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie uns gerne an info@sightcity.net oder kontaktieren Sie uns über unsere Website.