SightCity Podcast (DE)

Der deutschsprachige Teil unseres zweisprachigen Messe-Podcasts mit Fachvorträgen, Interviews und Innovationen für mehr Inklusion.

SightCity Forum 2025 - Apps für Taubblinde (F2031)

08.12.2025 39 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

In diesem SightCity Podcast-Mitschnitt vom 22. Mai 2025 präsentiert Tim Böttcher, Student und Informatiker, seinen Vortrag "Apps für Taubblinde" im Rahmen des Blocks zur Taubblindheit und Hörsehbeeinträchtigung. Er teilt seine persönlichen Erfahrungen als taubblinder Nutzer und Entwickler und gibt wertvolle Einblicke in die Anforderungen an barrierefreie Apps sowie praktische App-Empfehlungen für den Alltag.

Vortragstitel: Apps für Taubblinde

Referent: Tim Böttcher, Student für angewandte Mathematik und Informatik an der FH Aachen

Datum: 22. Mai 2025, 11:45 Uhr

Veranstaltung: SightCity-Forum 2025, Block zur Taubblindheit und Hörsehbeeinträchtigung


Inhalt des Vortrags:

Einführung und Kontext
  • Tim Böttcher stellt sich vor als gesetzlich taubblind seit 2015 und gesetzlich vollblind seit 2002
  • Erklärung des Vortragskontexts: Apps auf Smartphones/Tablets, primär iOS als barrierefreistes Betriebssystem für Taubblinde
  • Hinweis, dass viele Erkenntnisse auch auf Web-Apps und Desktop-Anwendungen übertragbar sind

Barrierefreiheit für Taubblinde
  • Definition von Barrierefreiheit nach UN-Behindertenrechtskonvention (Artikel 9)
  • Typische Barrieren für Taubblinde:
    • Fehlende oder schlechte Unterstützung von Screen-Readern und Braillezeilen
    • Schlecht lesbare Schrift, niedrige Kontraste, keine Rücksicht auf Blendempfindlichkeit
    • Zu technische Ausdrucksweise ohne leichte Sprache
    • Komplexe Benutzeroberflächen mit vielen Interaktionen

Fallstudie: Foskel-App
  • Entwicklung einer eigenen Echtzeit-Transkriptions-App namens "Foskel"
  • Motivation: Bestehende Apps funktionierten nicht gut mit Braillezeilen, benötigten Internetzugang, verbrauchten viel Strom oder waren zu kompliziert
  • Wichtige Designprinzipien:
    • Drei-Klick-Regel: Wichtige Funktionen mit maximal drei Interaktionen erreichbar
    • Einfache Sprache
    • Anpassbare Schriftgröße und Farbgebung innerhalb der App

Anforderungen an barrierefreie Apps für Taubblinde
  • Respektieren der Systemeinstellungen der Nutzer
  • Wichtige Einstellungen (Schriftgröße, Farbe, Zoom) in der App anbieten
  • Leichte und verständliche Sprache und Bedienoberfläche
  • Minimale mentale Last für Nutzer
  • Sorgfältige Unterstützung von Braillezeilen (expliziter Hinweis: Apps mit Braillezeilen testen!)

Empfohlene Apps für Taubblinde

Seeing AI (Microsoft):
  • Texterkennung, PDF-Verarbeitung, Bildbeschreibung, Produkterkennung per Barcode
  • Kostenlos und werbefrei, aber Bilder werden für KI-Training verwendet
  • Detaillierte räumliche Beschreibungen, aber Schwächen bei Personenbeschreibungen
In Vision AI:
  • Ähnlich zu Seeing AI, aber mit Möglichkeit für Rückfragen per Chat
  • Weniger detaillierte, aber emotionalere Bildbeschreibungen
Mail-App von iOS:
  • Akzeptabler Kompromiss, aber nicht optimal
  • Empfehlung: Gruppieren in Konversationen deaktivieren für bessere Übersichtlichkeit
Fantastical (Flexibits):
  • Kalender-App mit guter Braillezeilen-Unterstützung
  • Direktes Springen zu bestimmten Daten möglich
  • Termine und Aufgaben können als Fließtext definiert werden
WhatsApp (Meta):
  • Barrierefreister Instant Messenger
  • Transkription von Sprachnachrichten möglich, wenn auch qualitativ mittelmäßig
ChatGPT (OpenAI):
  • Nützlich für Vereinfachen von Texten und barrierefreie Aufbereitung von Dokumenten
  • Barrierefreiste KI-Chat-App, aber Probleme mit Blitzmeldungen auf der Braillezeile
Apple Karten und Google Maps:
  • Grundsätzlich barrierefrei, aber komplex in der Bedienung
  • Hohe mentale Last für Nutzer
Ampelpilot (Thorsten Straße):
  • Erkennt, ob eine Ampel rot oder grün ist
  • Vibriert langsam bei Rot, schnell bei Grün
  • Funktioniert gut, außer bei komplizierten Kreuzungen, Dunkelheit oder starkem Regen
Kontakt
Tim Böttcher steht für Fragen und Anregungen unter kontakt@tim-boettcher.email zur Verfügung.


Rechtlicher Hinweis
Dieser Mitschnitt wurde während der SightCity 2025 aus den Online Ausstellervorträgen erstellt. Das Urheberrecht an den Aufnahmen liegt bei der SightCity GmbH. Jede Verwendung, Vervielfältigung oder Verbreitung durch Dritte ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung untersagt. Die Verarbeitung personenbezogener Daten erfolgt gemäß den Bestimmungen der DSGVO. Produktangaben entsprechen dem Stand der SightCity 2025; Änderungen vorbehalten; keine Gewähr für Schreib- oder Übertragungsfehler.

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Transkript

Willkommen beim SightCity Podcast, dem Podcast in deutscher Sprache zur weltgrößten Messe für Blinden- und Sehbehinderten- Hilfsmittel mit Fachvorträgen, Interviews und Innovationen für mehr Inklusion. Vortrags- Mitschnitt des SightCity-Forums zweitausendfünfundzwanzig vom zweiundzwanzigsten Mai um elf Uhr fünfundvierzig. Block zur Taubblindheit und Hörsehbeeinträchtigung. Thema: Apps für Taubblinde. Referent: Tim Böttcher. Danke. Ja, also ich begrüße Sie jetzt zu unserem wunderbaren Block zur Taubblindheit und Hörsehbehinderung. Und ich finde das richtig genial. Wir haben heute auch Gebärdensprachdolmetscher zum ersten Mal auf der SightCity dabei, was uns ermöglicht wurde auch durch eine Miniförderung der Aktion Mensch. Das ging dann relativ problemlos und ich freue mich richtig, die Firma Alex begrüßen zu dürfen mit - was hat er mir gerade gesagt - fünf Gebärdensprachdolmetscher, die heute dabei sind. Und morgen haben sie mir gesagt vier. Also herzlich willkommen. Auch den Tim. Tim Böttcher, ich darf ihn vorstellen. Er ist Student und Informatiker, und er wird mir heute etwas über, oder uns über Apps für taubblinde Menschen berichten. Jetzt ist eine Meldung. Ja, ich denke mal, Tim, dann geht's los. Bin gespannt. Gut, ich begrüße Sie sehr herzlich zum Vortrag über Apps für Taubblinde. Mein Name ist, wie gesagt, Tim Böttcher. Ich bin gesetzlich taubblind seit zweitausendfünfzehn, wobei ich seit zweitausendzwei gesetzlich vollblind bin. Und ich studiere angewandte Mathematik und Informatik an der FH Aachen. Außerdem bin ich Entwickler einer Echtzeit- Transkriptions-App namens Foskel. Was bedeutet Apps im Kontext des Vortrags? Das wäre wichtig zu klären erstmal. Das sind Programme auf einem Smartphone oder Tablet, primär auf iOS, weil iOS das barrierefreiste Betriebssystem ist für Taubblinde. Wobei viele der Aussagen, die ich hier im Vortrag treffe, sowohl für mobile Apps als auch für Web-Apps und Desktop-Anwendungen gültig sind. Gut, fangen wir mit der Entwicklerperspektive an. Das heißt im Übrigen nicht, dass man zwingend Programmierer sein muss. Es geht ja auch explizit um Organisationen, die eine App entwickeln möchten, die für Taubblinde zugänglich ist. Dafür müssen wir zunächst erstmal grundsätzlich klären, was Barrierefreiheit eigentlich überhaupt ist. Da hab ich ein Zitat herausgesucht: Barrierefreiheit bedeutet nach Artikel neun UN- Behindertenrechtskonvention, dass für Menschen mit Behinderungen der gleichberechtigte Zugang zu Transportmitteln, Informationen und Kommunikation sowie zu anderen Einrichtungen und Diensten, die der Öffentlichkeit offen stehen, gewährleistet wird. Das ist also das reine Ziel, dass der gleichberechtigte Zugang besteht, expliziert auch im digitalen Bereich. Das ist allerdings gar nicht so einfach. Ich gehe an dieser Stelle auf Barrieren für Taubblinde ein, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Eine App ist für Taubblinde nicht zugänglich, wenn sie keine oder schlechte Unterstützung von Screen-Readern und insbesondere Braillezeilen hat. Das muss nicht bei allen der Fall sein, es gibt auch Taubblinde, die ihr Gerät visuell nutzen. Aber nichtsdestotrotz sollten Screen-Reader und Braillezeilen unterstützt werden. Erst die eher visuellen Sachen: Schlecht lesbare Schrift, niedrige Kontraste und keine Rücksicht auf Blendempfindlichkeit sind auch sehr schlecht. Viele Taubblinde haben das Usher-Syndrom, und das sind typische Anforderungen, die sich daraus ergeben. Außerdem, gerade für Taubblinde, die gehörlos geboren wurden, ist eine zu technische Ausdrucksweise in nicht leichter Sprache auch ein Problem. Und wenn die Benutzeroberfläche viele Interaktionen erfordert, dann ist das auch schlecht. An dieser Stelle sollte noch erwähnt werden, dass blind plus gehörlos nicht gleich taubblind ist. Das ist ein weit verbreiteter Trugschluss, weil man denkt, ach, wenn ich eine App für Blinde zugänglich mache und für Gehörlose, dann ist so quasi "or passer" auch an Taubblinde gedacht. Das ist aber nicht der Fall. Aus der Kombination der beiden Behinderungen ergeben sich ganz eigene Einschränkungen. Hierzu die Fallstudie meiner App, die ich entwickelt habe, nämlich Foskel. Es gibt sehr viele Apps für Echtzeit-Transkriptionen. Dementsprechend konnte man sich die Frage stellen: Brauchen wir tatsächlich noch eine App? Das Problem war allerdings, die funktionierten alle mit Braille- zeilen nicht vernünftig oder brauchten Internetzugang, fraßen viel Strom und hatten außerdem noch unnötige Fähigkeiten, die die Bedienung sehr verkompliziert haben. Zum Beispiel, wenn man Google Translate als Echtzeit-Transkriptionsapp missbraucht quasi. Dementsprechend habe ich eine App entwickelt, die für Echtzeit-Transkriptionen für Taubblinde spezialisiert war und eben nur das leistete. Hierbei war besonders wichtig die Drei-Klick-Regel: Alle wichtigen Funktionen müssen mit drei Interaktionen oder weniger erreichbar sein. Außerdem habe ich, soweit möglich, einfache Sprache eingesetzt, wobei das leichter gesagt ist als getan. In der App gab es zum Beispiel eine Option, automatisch weiterzuscrollen. Und das ist gar nicht so einfach, das in ein in eine nicht-technische Ausdrucksweise zu übertragen. Ich hab es dann als automatisches Weiterbewegen bezeichnet. Aber ich denke, Sie verstehen das Problem. Außerdem musste die Schriftgröße und Farbgebung schon innerhalb der App anpassbar sein. Das ist gerade bei solchen Apps wichtig. Stellen Sie sich vor, jemand reicht einem Taubblinden einfach ein Handy, auf dem Foskel läuft. Dann ist es wichtig, dass die App für diese Person angepasst werden kann, ohne dass gleich die gesamten Systemeinstellungen des Handys geändert werden müssen. Damit gehen wir zur Schlussfolgerung über, was eine App, die für Taubblinde zugänglich ist, leisten muss. Sie müssen natürlich die Systemeinstellung der Nutzer respektieren. Viele Taubblinde haben ihr Handy auf ihre Bedürfnisse optimiert, und das muss in der App entsprechend auch berücksichtigt werden. Wichtige Einstellungen, zum Beispiel die Schriftgröße, Farbe, Farbgebung oder auch Zoom, müssen in der App angeboten werden. Die Sprache und Bedienoberfläche müssen leicht und verständlich sein. Minimale mentale Last, das heißt, man erreicht Barrierefreiheit nicht, indem man Funktionen zwar anderweitig zugänglich macht, aber zum Beispiel eine hohe mentale Last vom Nutzer einfordert, indem der sich dann zum Beispiel sehr komplizierte Tastenkombinationen merken muss. Das macht die Funktion zwar theoretisch zugänglich, aber trotzdem nicht barrierefrei. Außerdem muss die Braillezeile sorgfältig unterstützt werden. Das meine ich wirklich ernst. Gehen Sie hin, testen Sie Ihre App mit einer Braillezeile. Sie einfach nur mit VoiceOver und Sprache zu testen, bringt nichts. Denn eine Braillezeile bietet eine ganz andere Art, mit der App zu interagieren als Sprache. Das lässt sich nicht simulieren. Okay. Nach diesem Block gehen wir in die Anwenderperspektive über. Hier zuerstmal ein gewisser Disclaimer: Ich - das ist meine persönliche Meinung, die ich hier äußere. Ich spreche keine expliziten Empfehlungen für konkrete Apps oder Unternehmen aus. Ich wurde auch von keinem Unternehmen dafür bezahlt, dass die App in dieser Liste landet. Außerdem bin ich erst erblindet. Das beeinflusst die Art, wie ich mit Apps interagiere und welche Apps ich im Alltag nutze stark. Jemand, der erst gehörlos geworden ist und dann später erblindet, würde wahrscheinlich eine ganz andere Liste von Apps aufstellen. Ich bin insbesondere ein sehr intensiver Braillezeilen-Nutzer. Okay, fangen wir mit Seeing AI an. Es ist eine App für Oh, einen Moment bitte. Ich habe gerade eine falsche Tastenkombination gedrückt und mich ein bisschen verlaufen. So, jetzt geht's wieder. Also: Es ist eine App für Texterkennung, insbesondere auch von PDFs, aber auch Bildbeschreibung und Erkennung von Produkten per Barcode zum Beispiel. Entwickelt wird es von Microsoft, ist kostenlos und werbungsfrei, was im Umkehrschluss allerdings heißt, dass die Bilder, die man an Microsoft sendet, für deren KI-Training eingesetzt werden. Manche Funktionen, wie zum Beispiel die Lichterkennung, ist nur akustisch verfügbar. Es werden auch sehr detaillierte räumliche Beschreibungen geboten. Personen werden allerdings nicht so gut beschrieben. Das ist allerdings typisch bei solchen Apps. Die sind mittlerweile recht gut darin geworden, Personen - Quatsch - Räume zu beschreiben und Objekte, aber Personen sind noch schwierig. Analog zu Seeing AI möchte ich auch noch In Vision AI erwähnen. Ist recht ähnlich zu Seeing AI von den Funktionen her, bietet allerdings noch zusätzlich die Möglichkeit, Rückfragen zu stellen per Chat. Zum Beispiel, wenn man einen Text erkannt hat: "Für welches Datum ist die Einladung?" Dann gibt einem In Vision AI schon zurück, für welches Datum die Einladung, die man gerade eingescannt hat, ist. Man kann auch noch mal nach mehr Details fragen, wenn eine bestimmte Sache noch nicht ausreichend beschrieben wurde. Der Entwickler ist In Vision. Die Bildbeschreibungen sind meiner Meinung nach oft weniger detailliert, aber etwas emotional ansprechender. Es wird mehr auf die Stimmung eingegangen, die das Bild hervorruft. Das kann, je nachdem was man machen haben möchte, angenehmer sein. Und die Rückfragen an die KI sind natürlich sehr nützlich. Gut, nächster Punkt wäre die Mail-App von iOS. Wir alle müssen uns mit E-Mails herumschlagen und dafür, dass es ein so integraler Bestandteil unserer unseres Alltags ist, ist es schon erstaunlich, wie schlecht die Situation im Bereich Mail tatsächlich noch ist. Die meisten E-Mail-Apps, gerade auf Mobilgeräten, sind nach wie vor nicht barrierefrei oder nur schlecht zugänglich. Ich hab bisher keine optimale App gefunden, deswegen vor allen Dingen nicht mit Braillezeile. Es fehlen auch oft wichtige Fähigkeiten wie zum Beispiel Lesebestätigungen verschicken, was das E-Mail-Protokoll eigentlich unterstützt. Die Mail-App von Apple ist ein akzeptabler Kompromiss, mehr aber auch nicht. Es müssen allerdings noch ein paar Einstellungen angepasst werden, zum Beispiel das Gruppieren in Konversationen. Das ist für mich persönlich mit Braillezeile echt unübersichtlich. Das habe ich deaktiviert. Und auch die neuerdings eingeführten Sortierung nach Werbung, Wichtig, und Transaktionen untergleichen ist eher irritierend, muss ich sagen. Habe ich auch ausgeschaltet. Gehen wir zur nächsten App über, nämlich Fantastical. Das ist eine Kalender-App. Ich muss dazu sagen, dass ich große Schwierigkeiten und auch großen Ärger bekommen habe in der Vergangenheit, weil ich, was Termine anbelangt, zu unorganisiert war. Das heißt, für mich war es sehr wichtig, eine Kalender- App zu finden, die nicht noch alles für mich verkompliziert. Fantastical ist in der Hinsicht sehr gut, weil man direkt zu bestimmten, zu einem bestimmten Datum springen kann mit der Braillezeile. Und Termine und Aufgaben kann man auch als Fließtext quasi definieren. Man schreibt sowas wie "Aufgabe Milch einkaufen morgen fünfzehn Uhr dreißig Kalender privat" oder so in ein Textfeld rein, und es wird bereits daraus abgeleitet, was für Einstellungen getroffen werden müssen. Das reduziert die Anzahl an friemeligen Steuerelementen, mit denen man sich herumschlagen muss, erheblich. Ja, Steuerelementen, mit denen man sich herumschlagen muss, erheblich. Wichtig hierbei ist: Die Kalender-App von iOS oder auch der Google- Kalender sind grundsätzlich barrierefrei, aber man muss doch ziemlich viel friemeln, wenn man alle Aufgaben beziehungsweise alle Fähigkeiten des Kalenders nutzen möchte. Fantastical reduziert den Aufwand erheblich. Der Hersteller der App ist Flexibits. Das hatte ich noch vergessen. Gut, nächste App wäre WhatsApp. Ich denke mal, die kennen Sie, wollte ich aber der Vollständigkeit halber erwähnt haben. Das ist der bis dato barrierefreiste Instant Messenger. Mittlerweile kann man da drin auch Sprachnachrichten zum Beispiel transkribieren lassen, auch wenn ich die Transkriptionsqualität eher so lala finde. Aber gut. Der Entwickler ist Meta, was natürlich der größte Nachteil an der Geschichte ist. Aber gut, sei es drum. Andere Messenger wie iMessages, Signal und Threema sind grundsätzlich gut genug, man kann sie nutzen, jedenfalls mit Braillezeile. Ob sie visuell Schwierigkeiten nach bieten, kann ich nicht beurteilen. Das müsste jemand anderes sagen. Aber in jedem Fall ist WhatsApp noch einen Ticken barrierefreier. Gut, ich wollte auch ChatGPT erwähnt haben. Man kann grundsätzlich eine ganze Menge damit anstellen. Ich benutze es besonders fürs Vereinfachen von Texten, wenn ich jemandem, der leichte Sprache benötigt, etwas schreiben möchte. Dann bitte ich ChatGPT schon mal, den Text zu vereinfachen. Und Dokumente barrierefrei oder zumindest barrierearm aufzuarbeiten, so auf die Schnelle. Das kann ChatGPT auch gut. Ich sage nicht, dass dadurch dann keine Umsetzung von Dokumenten mehr notwendig ist, aber es reduziert den Aufwand doch erheblich. Entwickler ist OpenAI. Es ist die barrierefreiste App für KI-Chat. Es gibt noch andere, zum Beispiel Mistral. Aber die sind weniger barrierefrei. Aber selbst bei OpenAI ist es leider so, dass während man sich in der App befindet und die KI eine Antwort generiert, permanent Blitzmeldungen auf der Braillezeile erscheinen. Das heißt, man muss entweder Blitzmeldungen für die App ausschalten - das kann man Gott sei Dank mittlerweile recht gut auf iOS - aber man muss die entsprechende Rotoraktion aktivieren. Nennt sich "dynamische Inhalte". Nennt sich "dynamische Inhalte". Oder man muss tatsächlich warten, bis die App fertig ist mit der Antwort generieren, ehe man lesen kann, was geschrieben wurde. Das ist ein Feature, das für Blinde total praktisch ist und für Taubblinde, die auf Braillezeilen angewiesen sind, ziemlich unpraktisch. Genau das meinte ich eben. Gut, Apple Karten und Google Maps gibt es noch. Die Apps sind auch sehr wichtig, weil man die Orientierung zurückfinden, zurückgewinnen kann, wenn man sich mal verlaufen hat, oder sich schon mal Routen anschauen kann, ehe man sie läuft. Allerdings sind beide Apps, egal ob von Apple oder von Google, sehr kompliziert. Sie sind grundsätzlich barrierefrei im Sinne, dass sie keine Bereiche haben, die nicht zugänglich wären. Aber man muss unheimlich viel durch die Apps navigieren, interagieren, und generell ist die mentale Last, die diese Apps aufbürden, ziemlich hoch. Als letzte App in der Gruppe kommt noch der Ampelpilot. Das ist eine App, die erkennt, ob eine Ampel rot oder grün ist. Man stellt sich also an die Straßenseite, richtet das Handy auf die Ampel, und das Handy vibriert langsam, wenn die Ampel rot ist, und schnell, wenn sie grün ist. Der Entwickler ist Thorsten Straße. Das klappt tatsächlich sehr gut mit der Erkennung, außer bei komplizierten Kreuzungen. Da könnte es schon mal sein, dass man das Handy auf die falsche Ampel richtet. Dafür gibt die App natürlich keine Garantie. Und außerdem bei Dunkelheit oder starkem Regen würde ich mich auch nicht auf die App verlassen wollen. Aber bei bekannten Strecken, wo es bloß keine Blindenampel gibt, ist der Ampelpilot sehr nützlich. Gut, wir sind gut in der Zeit und jetzt auch durch. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Ich hoffe, Sie haben ein Muster erkannt, was eine barrierefreie App auszeichnet, und Sie können besser einschätzen, ob eine App barrierefrei für Taubblinde ist nach diesem Vortrag. Bei Rückfragen wenden Sie sich sehr gerne an kontakt@tim- boettcher.email. kontakt@tim-boettcher.email. Ja, Herr Böttcher, vielen herzlichen Dank für diese vielen Informationen. Jetzt wollen wir mal schauen, ob es Rückfragen aus dem Publikum gibt. Also wir haben auch Zeit, auf die Fragen zu beantworten, oder wenn Sie Fragen haben, bitte gerne. Trauen Sie sich ruhig. Erzählen. Ja, sind die alle an? Müsste eigentlich ja sonst ja... Genau, mein Name ist Uwe Zelle. Ich hab eine Frage zu ChatGPT. Also das ist eine tolle Möglichkeit auf jeden Fall für Taubblinde, die zum Beispiel eine Bildbeschreibung benötigen. Da also manchmal werden ja Bilder im Arbeitskontext geschickt, und da braucht man eben eine Bildbeschreibung, oder ich bräuchte eine Bildbeschreibung. Könnten Sie darauf vielleicht ein bisschen eingehen, ob Sie da ChatGPT nutzen oder wie da ChatGPT genutzt werden kann? Ich benutze hierfür eher Seeing AI oder Vision. Aber prinzipiell kann man dafür auch ChatGPT benutzen. Dafür muss man das entsprechende Bild in ChatGPT hochladen. Je nachdem, ob man das auf der Webseite oder in der App tut, ist das Vorgehen etwas anders. Und dann schreibt man dazu, dass man eine Beschreibung haben möchte des Bildes. Das Gute bei ChatGPT ist, dass man auch darum bitten kann, dass es sich auf bestimmte Aspekte des Bildes besonders konzentriert Das ist bei Seeing AI und in Vision nicht so. Die generieren erstmal eine Beschreibung. Und im Nachgang kann man zumindest bei in Vision noch mal nachfragen. Aber bei ChatGPT ist das natürlich von vornherein möglich. Ich hoffe, das beantwortet die Frage. Ja, vielen Dank. Gibt es sonst noch Fragen? Ja, ansonsten hat ja noch mal der Herr Böttcher ja auch die E-Mail-Adresse hinterlassen. Ich weiß nicht, kann man die irgendwo an einem Stand, haben Sie die irgendwo hinterlegt, Herr Böttcher, dass man noch mal auf Sie zukommen kann? Tatsächlich hab ich keine Handouts oder so mitgebracht. Hätte ich vielleicht noch tun sollen. Aber es gibt mehrere Leute, die mich kennen. Hm. Uwe Zelle hat beispielsweise meine E-Mail-Adresse. Kildergaard Bruns ebenfalls und Günther Helmann auch. Die sind an der, am Stand von der Deutschen Gesellschaft für Taubheit. Wenn man die um meine E-Mail-Adresse bittet, können sie die weitergeben, denke ich. Genau, und der Stand ist eigentlich genau vis-à-vis vom Forum. Ah, es gibt noch eine Frage, Moment. Traut sich jemand? Hallo, Theresa Zeranski vom SFZ Förderzentrum von der Berufsschule. Sie haben am Anfang die Wasker-App erwähnt, die Sie selbst entwickelt haben. Ist die frei zugänglich? Leider bisher nicht. Es gibt eine Android-Version, die zugänglich gemacht werden könnte. Das Problem hierbei waren tatsächlich Beta-Tester. Ich hätte zwanzig Beta-Tester finden müssen, damit Google die App im Google Play Store zulässt. Und das hat leider nicht geklappt. Aber ich werde auch über die nächsten zwei Jahre an einer modernisierten Version der App arbeiten mit Stiftungsfinanzierung. Und diese App wird es dann definitiv in den Apple App Store und Google Play Store schaffen. Und die der Source Code der Apps, die ich geschrieben habe, sowohl für iOS als auch für Android, der ist quelloffen verfügbar auf GitHub. Das heißt, grundsätzlich könnte jemand anderes auch eine eigene Version davon erstellen. Vielen Dank. Ich hätte auch noch eine Frage. Hm. Also es waren jetzt viele Informationen dazu und wie sind Sie denn selbst so auf die Ideen gekommen, also wie für Taubblinde das zu machen? Also woher kriegen Sie Ihre Ideen, Ihre Informationen? Also kommt das nur von Ihnen selbst oder tauschen Sie sich mit bestimmten Communities aus in Foren oder haben Sie irgendwelche anderen Quellen noch? Also die meisten Ideen, an denen ich arbeite, habe ich selbst beziehungsweise sie ergeben sich aus meiner gelebten Erfahrung, dass die existierenden Transkriptionsapps zum Beispiel nicht ausreichen. Das hab ich durch meine eigene Lebenserfahrung festgestellt. Und dementsprechend hab ich mir dann gedacht, wie kompliziert wäre es denn, sowas selber zu schreiben? Kann ich das vielleicht besser? Und das war der Ursprung der Idee. Und so geht es mir eigentlich öfters. Ich probiere unterschiedliche Apps aus, stelle fest, die sind alle Mist, und denke mir dann: Okay, dann probier ich es mal selber. Und entweder hab ich danach eine funktionierende App, die es besser macht, oder ich hab habe zumindest festgestellt: Okay, besser geht's scheinbar nicht. Dann hab ich noch mal eine Frage. Okay, vielen Dank. Das wär doch vielleicht auch mal so ein Modell, dass Menschen, die taubblind sind, sich an Sie wenden und mit Ideen an Sie herantreten, wenn Apps nicht funktionieren oder nicht entsprechend so sind, wie sie sich das vorstellen. Wär das eine Möglichkeit oder haben Sie die Zeit nicht dazu? Ich sage mal so: Natürlich ist Zeit immer eine begrenzte Ressource, und ich habe zumindest momentan tatsächlich ausgesorgt an Kapazitäten, die ich habe. Ich werde wie gesagt mit Stiftungsfinanzierung an einer neuen Version der Transkriptionsapp arbeiten, und momentan sitze ich auch an meiner Bachelorarbeit. Aber im Prinzip kann es nichts schaden, mir Ideen zumindest mitzuteilen. Wir können uns sehr gerne über Ideen austauschen. Ich kann bloß nicht garantieren, dass diese Idee dann von mir auch tatsächlich in irgendeiner Form umgesetzt wird. Aber vielleicht kenn ich ja jemanden, der es tut. Na ja, also ich denk mir, das können wir dann ja mal im nächsten Jahr hören, ob da viele Ideen an Sie herangetragen worden sind und ob sich da vielleicht auch irgendwie was verändert oder auch verbessert hat. Okay, ach noch eine Frage. Also wir haben deshalb ein bisschen Zeit. Das sag ich jetzt grad, hab ich ganz vergessen zu Anfang zu sagen: Der Vortrag von der Frau Sadovski fällt aus und ich hab eben mit dem Herrn Zelle am Stand gesprochen, dass sowohl der Herr Böttcher als auch der Herr Zelle nach hinten so ein bisschen Zeit hat. Insofern können wir auch so einige mehr Fragen zulassen. Ich würd mal sagen, die eine Frage lassen wir jetzt noch zu von der Dame. Nobody Design bleibt. Genau, wie sieht es denn aus mit Online-Banking für Taubblinde? Also da gibt's ja häufig Probleme mit der mit der TAN-Generierung. Da sind Taubblinde häufig wirklich aufgeschmissen. Wie ist denn Ihre Erfahrung da? Weil der letzte Ausfall und darum hab ich mit meiner Zelle gesagt, wir können ruhig ein bisschen tatsächlich sehr positiv. Also sowohl die DKB als auch die Sparkassen-App, das sind die beiden Apps, die ich benutze, mit den dazugehörigen TAN-Apps, sind barrierefrei. Okay, so. Und hm, Entschuldigung, ich bin gerade etwas aus dem Konzept geraten. Hm. Richtig, ich hab tatsächlich bisher keine größeren Probleme mit den Apps gehabt. Okay, sie sind definitiv nicht minimalistisch. Man muss sich in der App gut auskennen, viel klicken. Das ist wie mit Apple Karten und Google Maps. Aber im Prinzip sind die Apps zugänglich, zumindest für Braillezeilen-Nutzer. Ich weiß leider nicht, wie es bei Nutzern ist, die Geräte noch mit geringer Sehkraft nutzen. Da bin ich leider der falsche Ansprechpartner. Vielen Dank, vielen Dank, dass Sie dabei waren. Besuchen Sie uns unter sightcity.net für weitere Informationen rund um die SightCity. Net. Haben Sie Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie uns gerne an info@ sightcity.net oder kontaktieren Sie uns über unsere Website. Vielen Dank.