SightCity Podcast (DE)

Der deutschsprachige Teil unseres zweisprachigen Messe-Podcasts mit Fachvorträgen, Interviews und Innovationen für mehr Inklusion.

SightCity Forum 2025 - Visuelle Rehabilitation bei Makuladegeneration und Schlaganfall (F2071)

15.12.2025 50 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

In diesem Vortragsmitschnitt des SightCity Forums 2025 vom 22. Mai präsentiert Prof. Dr. Susanne Trauzettel-Klosinski von der Uniklinik Tübingen fundierte Einblicke in die visuelle Rehabilitation bei Makuladegeneration und nach Schlaganfall. Sie erläutert verschiedene Formen der Sehbehinderung, deren Auswirkungen auf die Lesefähigkeit und Orientierung sowie wissenschaftlich nachgewiesene Rehabilitationsmethoden. Besonders hervorgehoben werden exzentrische Fixation bei Makuladegeneration und kompensatorische Trainingsmethoden bei Gesichtsfeldausfällen nach Schlaganfall, die zu signifikanten Verbesserungen der Lebensqualität führen können.

Vortragstitel: Visuelle Rehabilitation bei Makuladegeneration und Schlaganfall

Referentin: Prof. Dr. Susanne Trauzettel-Klosinski, Uniklinik Tübingen

Datum: 22. Mai 2025, 14:15 Uhr, SightCity Forum 2025


Inhalte im Detail:

Makuladegeneration – Grundlagen und Formen:
  • Vorstellung verschiedener Formen: altersabhängige (feuchte/trockene), jugendliche Makuladegeneration, Morbus Stargardt
  • Erklärung der anatomischen Veränderungen bei trockener und feuchter Makuladegeneration
  • Wichtige Erkenntnis: AMD macht nie vollständig blind, sondern betrifft nur das zentrale Sehen
Therapieoptionen bei Makuladegeneration:
  • Trockene AMD: Bisher keine standardisierte Therapie verfügbar, Nahrungsergänzungsmittel nur in bestimmten Stadien sinnvoll
  • Feuchte AMD: Spritzentherapie mit Anti-VEGF-Medikamenten, die das Gefäßwachstum eindämmen
Exzentrische Fixation und Lesefähigkeit:
  • Detaillierte Erklärung des Lesevorgangs und der Beeinträchtigungen bei zentralem Gesichtsfeldausfall
  • Vorstellung des Scanning-Laser-Ophthalmoskops zur Untersuchung des Leseverhaltens
  • Anpassungsmechanismus: Exzentrische Fixation in Kombination mit Vergrößerung ermöglicht Lesen trotz Makuladegeneration
  • Studienergebnisse: 94% der Patienten können mit vergrößernden Sehhilfen wieder lesen
Sehschädigung nach Schlaganfall:
  • Unterschied zur Makuladegeneration: Halbseitige Gesichtsfeldausfälle (Hemianopsie)
  • Auswirkungen auf Orientierung und Alltagsbewältigung
  • Spontane Anpassungsmechanismen durch Augenbewegungen zur blinden Seite
Kompensatorische Trainingsmethoden:
  • Wissenschaftlich nachgewiesene Wirksamkeit von Sakkadentraining/Scanning-Training
  • Vorstellung des Home-Training-Programms für Patienten mit Gesichtsfeldausfällen
  • Erfolge bei Hemianopsie, Retinitis pigmentosa und Glaukom
  • Hinweis auf Listung im Hilfsmittelkatalog der Krankenkassen
Lesestörungen nach Schlaganfall:
  • Unterschiedliche Beeinträchtigungen je nach Seite des Gesichtsfeldausfalls
  • Spezifische Trainingsansätze: Vertikales Lesen, bewegte Textzeilen
  • Studienergebnisse zu verschiedenen Trainingsmethoden
Zukunftsausblick:
  • Weiterentwicklung von Software und KI für individualisiertes Training
  • Einsatz von Virtual Reality-Brillen
  • Verbesserung der Informationsverfügbarkeit und Zugänglichkeit
Fragen und Antworten:
  • Diskussion über Zugänglichkeit zu spezialisierten Rehabilitationsangeboten
  • Hinweise auf Netzwerke spezialisierter Orthoptisten und Neuropsychologen
  • Tipps zur Motivation älterer Patienten für exzentrische Fixation

Rechtlicher Hinweis
Dieser Mitschnitt wurde während der SightCity 2025 aus den Online Ausstellervorträgen erstellt. Das Urheberrecht an den Aufnahmen liegt bei der SightCity GmbH. Jede Verwendung, Vervielfältigung oder Verbreitung durch Dritte ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung untersagt. Die Verarbeitung personenbezogener Daten erfolgt gemäß den Bestimmungen der DSGVO. Produktangaben entsprechen dem Stand der SightCity 2025; Änderungen vorbehalten; keine Gewähr für Schreib- oder Übertragungsfehler.

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Transkript

Willkommen beim SightCity Podcast, dem Podcast in deutscher Sprache zur weltgrößten Messe für Blinden- und Sehbehinderten- hilfsmittel mit Fachvorträgen, Interviews und Innovationen für mehr Inklusion. Vortragsmitschnitt des SightCity Forum zweitausendfünfundzwanzig vom zweiundzwanzigsten Mai um vierzehn Uhr fünfzehn. Thema: Visuelle Rehabilitation bei Makula- degeneration und Schlaganfall. Referentin: Professor Doktor Susanne Trauzettel-Klosinski. Wir, also ich freue mich besonders, Frau Professor Trauzettel-Klosinski von der Uniklinik in Tübingen gewonnen zu haben über eigentlich über ihr Thema, was sie auch immer wieder seit vielen Jahren beschäftigt und was uns auch zusammengebracht hat. Sie als Ärztin, mich als Orthoptistin, über die visuelle Rehabilitation zu sprechen bei Menschen mit einer Makuladegeneration und nach einem Schlaganfall. Und ich denke mir, also ich freue mich da richtig drauf und ich denke mir, wir haben auch bestimmt viele Orthoptisten hier im Raum. Bitte mal die Hand heben. Ach, die sitzen da hinten an der Wand. Also ihr könnt auch ruhig noch hier vorne hinkommen. Ja, okay, ich würde mal sagen, Susanne, leg einfach los und ja, toll, toll, toll für den bestimmt tollen Vortrag. Ja, vielen Dank für die schöne Einführung und herzlich willkommen am Nachmittag, so eigentlich in einer Stunde, wo man lieber ein Mittagsschläfchen machen würde. Aber ich hoffe, ich kann Sie noch ein bisschen wachhalten. Ja, ja, die visuelle Rehabilitation ist unbedingt erforderlich, weil trotz der neuen Therapieoptionen gehen ja viele Erkrankungen mit bleibenden Sehschäden einher. Und sie können ja, wie Sie alle wissen, zu hochgradigen Einschränkungen im Alltag führen. Ja, oft heißt es dann: "Bei Ihnen kann man nichts mehr machen." Aber gerade da fängt die Rehabilitation an. Nämlich wir optimieren das Restvermögen. Das, was noch da ist, das wird genutzt. Es wird trainiert, es wird verbessert mit Hilfsmitteln. Das ist der große Ansatz. Und es besteht natürlich auch ein großer und steigender Bedarf an visueller Rehabilitation. Deswegen ist es sehr wichtig, dass wir uns alle damit beschäftigen. Ich fange mal mit der Makuladegeneration an. Es gibt ja verschiedene Formen der Makuladegeneration. Hier habe ich jetzt nur mal die wichtigsten genannt, nämlich die altersabhängige Makuladegeneration. Da gibt es eine feuchte und eine trockene Form und auch eine geografische Atrophie, die dann mehr ein Narbenstadium darstellt. Dann gibt's auch eine jugendliche Makuladegeneration, vor allem der Morbus Stargardt. Es gibt auch eine Makula- veränderung bei hoher Kurzsichtigkeit, diabetisches Makulaödem, Zapfenstäbchendystrophie und auch eine unzureichende Ausbildung der Makula, zum Beispiel beim Albinismus. Also viele verschiedene Formen. Und die wichtigste ist natürlich die altersabhängige Makuladegeneration. Und wir sehen hier im linken Bild die frühen Stadien. Also die Häufigkeit der frühen Stadien, das heißt ohne wesentlichen Visusverlust, sind bei den über Fünfundachtzigjährigen doch in in über dreißig Prozent vorhanden. Und die schwereren Stadien, die späten Stadien, bei den über Fünfundachtzigjährigen in etwa dreizehn Prozent. Und es kommt also sehr häufig vor. Und die AMD ist die wichtigste, die häufigste Ursache für eine hochgradige Sehbehinderung in der westlichen Welt. Ich zeige Ihnen hier mal eine normale Netzhaut. Ich glaube, der Pointer funktioniert nicht. Ja, also links sehen wir einen Schnitt durch die Netzhaut. Unten sehen wir die die Aderhaut mit den Gefäßen. Dann die erste quere Schicht ist die Bruch-Membran und dann die die Aderhaut von der Netzhaut trennen. Dann kommt das Pigmentepithel und oben im Bild kommen dann die Sinneszellen. Und so sieht also die die normale Netzhaut aus. Auf der rechten Seite sieht man sie dann, wie man sie beim Augenspiegeln sehen kann. Wenn wir jetzt eine trockene altersabhängige Makuladegeneration haben, dann sehen wir im linken Bild, dass die die Bruch-Membran, also diese gelbe quere Schicht, die Bruch-Membran, verändert sich in ihrer Struktur und und sie verdickt sich und darüber das Pigmentepithel, da entwickeln sich Ablagerungen, Lipofuszinablagerungen, also Fettablagerungen, sogenannte Drusen. Und wenn man dann die Netzhaut untersucht, dann sieht man im rechten Bild, dass man sieht man so gelbe Flecken. Die, das sind diese Drusen, diese Pigment-, diese diese Lipofuszinablagerungen. Das wäre jetzt ein typisches Bild von der trockenen Makuladegeneration. Hier kann man das noch mal sehen, wie die Drusen sich dann im im mittleren Bereich des Pigmentepithels dann ansammeln. Ja, die Behandlung der trockenen altersbedingten Makuladegeneration, da steht noch keine wirklich standardisierte Therapie zur Verfügung. Es gibt Studien, die zum Teil vielversprechend sind, aber es gibt im Moment noch nichts, was man jetzt allgemein anwenden könnte. Und dann, immerhin, also man muss ja sagen, achtzig Prozent aller Makuladegenerationen sind trockene Formen. Also da ist also eine große Gruppe von Patienten davon betroffen. Dann stehen auch die Nahrungsergänzungsmittel immer wieder in der Diskussion. Da kann man aber auch nur sagen, dass die nur in ganz bestimmten Stadien einen gewissen vorbeugenden Effekt haben. Also man kann nicht generell sagen, dass die Nahrungsergänzungsmittel hier verwendet werden sollen. Besser ist auf jeden Fall und niemals die entsprechende gesunde Ernährung, wo man diese Nährstoffe auf natürliche Weise zu sich nimmt. Was auch ganz wichtig ist: Eine AMD macht nie ganz blind. Es ist das Zentrum der Netzhaut betroffen, die Stelle des schärfsten Sehens und noch etwas drüber hinaus. Aber die Peripherie außenrum im Gesichtsfeld, die bleibt erhalten. Und deswegen kann man eigentlich von Glück sprechen, dass diese Erkrankung sich auf die Netzhautmitte begrenzt. Und wir können dieses restliche Sehvermögen um diese Veränderungen herum, die können wir optimal nutzen lernen. Und deshalb ist die Rehabilitation hier so wichtig und auch sehr effektiv. Ja, jetzt kommen wir zur feuchten Makuladegeneration. Die entsteht auf eine andere Weise, und zwar sehen wir im linken Bild diese Aderhautgefäße, die sich verändern, die dann durch die Bruch-Membran hindurchwandern und dort Flüssigkeit ansammeln. Da entsteht also die Flüssigkeit unter der Netzhaut. Und was haben wir dafür für Therapien? Da gibt's eben für die feuchte gibt's diese Spritzentherapie, wo Substanzen gespritzt werden können, die dieses Wachstum dieser Gefäße eindämmen können. Und da gibt's eigentlich ganz gute Erfolge. Wie oft man das jetzt spritzen muss, es wird zurzeit diskutiert. Früher war das alle vier Wochen, aber inzwischen weiß man, man kann die Abstände meistens etwas größer machen. Was macht man bei feuchter Makuladegeneration noch als begleitende Rehabilitation? Man, es ist oft so, dass auch die Lesefähigkeit schon bei gutem Visus beeinträchtigt sein kann, dass man also auch schon früh beginnt, hier an die Lesefähigkeit zu denken und die zu unterstützen. Hier haben wir jetzt noch das dritte Beispiel eines Narbenstadiums, das wir haben also die einsprossenden Gefäße im unteren Bereich und dann sind wachsen hier eben Membranen ein, die praktisch zu einer Narbe führen. Und aufm rechten Bild sieht man dann so ein Narbenstadium. Ja, also hier sehen wir jetzt links so eine Makuladegeneration in der Mitte der Netzhaut. Und was bedeutet es nun? Wir sehen praktisch das, was diese Person genau angucken will. Genau das sieht sie nicht. Also wenn wir diesen Kirchturm da anschauen und wir wollen die Uhr anschauen, dann ist genau das, was wir anschauen wollen, nämlich die Kirchturmuhr, verdeckt. Und die Hauptstörung im Alltag ist die Lesestörung. Und Lesen ist nun wirklich eine Schlüsselfunktion in unserer Gesellschaft. Sie bedeutet ja Unabhängigkeit, Kommunikation, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, auch geistige Mobilität und Lebensqualität. Und deshalb ist das Lesen so wichtig. Was brauchen wir denn für Voraussetzungen, um überhaupt lesen zu können? Ich möchte Ihnen hier ganz kurz zeigen, es kommt, die gelbe Kurve ist die Netzhaut, ist praktisch die Sehschärfe, also das Auflösungsvermögen der Netzhaut. Wir brauchen also ein bestimmtes Auflösungsvermögen. Und die andere, das der andere wichtige Punkt, den wir brauchen, ist ein gewisses Lesegesichtsfeld, also ein bestimmter ein bestimmtes Areal, wo eben mehrere Buchstaben hineinpassen. Ja, das wäre so ganz kurz die Zusammenfassung. Ja, ich zeige Ihnen jetzt mal den Lesevorgang. Es ist ja weder ein Buchstabieren noch ist es das ganzheitliche Erfassen eines Textes, sondern wir sehen immer nur einen Buchstabenkomplex scharf und müssen dann eine Augenbewegung machen, um zum nächsten Buchstabenkomplex zu kommen. Wir machen also immer wieder kleine Augenbewegungen, um den nächsten Buchstabenkomplex scharf zu sehen. Ja, für unsere wissenschaftlichen Untersuchungen verwenden wir dann oft ein sogenanntes Scanning-Laser-Ophthalmoskop. Das ist ein Gerät, mit dem man die Netzhaut und den Text simultan darstellen kann. Und auf diese Art können wir sehr schön untersuchen, wie jemand einen Text absieht, wo die Schwierigkeiten liegen und ob die sich durch bestimmte Maßnahmen verbessern. Der Text steht jetzt nur für den Untersucher auf dem Kopf, für den Patienten natürlich aufrecht. Und wir sehen, wie jetzt die Stelle des schärfsten Sehens links unten den Buchstaben A anschaut. Also wir können das hier ganz genau schauen, wie dieser Text angeschaut wird. Und das zeige ich Ihnen jetzt auch in einem Film. Wir sehen jetzt hier eine Netzhaut einer gesunden Person. Und wir markieren jetzt die Stelle des schärfsten Sehens und können jetzt sehr schön verfolgen, wie jetzt in Zeitlupe erstmal, wie ein Text abgescannt wird. Und wir sehen auch hier, es sind immer wieder Blicksprünge, die mehrere Buchstaben überspringen. Also es wird jedes Mal ein ganzer Buchstabenkomplex wahrgenommen und dann übersprungen. Und so können wir eine regelmäßige Abfolge von Augenbewegungen und Haltepositionen sehen. Und das Ganze geht natürlich schneller. Wir sehen's jetzt noch mal in Echtzeit. So sieht also das flüssige Lesen einer Person aus, die jetzt normale Makulaverhältnisse hat. Wie sieht's denn jetzt aus, wenn jetzt jemand einen zentralen Gesichtsfeldausfall hat? Da ist ja genau diese Stelle nicht funktionsfähig. Und hier sehen wir jetzt zum Beispiel links das normale Gesichtsfeld und das kleine Rechteck, das ist das Lesegesichtsfeld, das minimale Lesegesichtsfeld. Wenn jetzt ein Patient ein der einen absoluten Gesichtsfeldausfall im Zentrum hat, also ein absolutes Zentralskotom, dann ist dieses Lesegesichtsfeld vollkommen verdeckt und hier besteht keine Lesefähigkeit. Jetzt gibt es aber einen ganz fantastischen Anpassungsvorgang, nämlich die Patienten können eine gesunde Netzhautstelle am Rande des Skotoms benutzen, schieben dadurch den Gesichtsfeldausfall heraus aus dem Zentrum und machen diese nicht zentrale, also exzentrische Netzhautstelle zu ihrem neuen Lesegesichtsfeld. Jetzt ist es aber so, wenn wir das jetzt auf einen Text beziehen, dann sehen wir links die normale Situation. Hier haben wir wieder dieses Zentralskotom mit zentraler Fixation, keine Lesefähigkeit. Hier findet diese exzentrische Fixation statt, also eine gesunde Netzhautstelle wird benutzt. Der Ausfall wird herausgeschoben aus dem Zentrum. Aber wegen der Auflösung kann, weil das ja nicht das Zentrum der Netzhaut ist, kann diese kleine Schrift nicht gelesen werden. Da ist das Auflösungsvermögen dieser Stelle nicht groß genug. Wenn wir jetzt den Text vergrößern, dann wird Lesen wieder möglich. Also die Kombination aus exzentrischer Fixation, also Benutzung einer nicht zentralen Netzhautstelle am Rande des Ausfalls, plus Vergrößerung, genau das ist das Geheimnis, warum man bei der Makuladegeneration trotz geringem geringer Sehschärfe trotzdem das Lesen wieder ermöglichen kann. Ja, die exzentrische Fixation, dass Sie sich das noch mal so ein bisschen im Raum vorstellen können. Hier haben wir auf der linken Seite, hier wäre jetzt das Skotom und wenn der Patient aus diesem Skotom rausschaut, besteht natürlich keine Lesefähigkeit. Wenn jetzt aber diese exzentrische Fixation stattfindet, dann wird es Skotom, also der Gesichtsfeldausfall verschoben und der Buchstaben kommt unter diesem unter diesem Gesichtsfeldausfall wieder zum Vorschein. So kann man sich das etwa vorstellen. Und jetzt im Raum, wenn man eine Person anschaut und sagt, schauen Sie mich mal direkt, schauen Sie mir mal direkt in die Augen. Im unteren Bereich wird zentral fixiert, die die Person schaut einem direkt in die Augen. Wenn ich aber sage: "Schauen Sie mir in die Augen", und die Person schaut nach oben, dann weiß ich: Aha, da ist schon eine exzentrische Fixation eingetreten. Also manchmal kann man das klinisch schon sehen und so als erste Orientierung ist es manchmal schon ganz hilfreich. Ja, wir sehen jetzt hier das Beispiel eines jungen Patienten mit einer angeborenen Makuladegeneration, Stargardt. Und hier sehen wir auch schon wie haben wir jetzt markiert so in Rot das neue Lesegesichtsfeld. Und ja, der blaue Kreis ist die ursprüngliche Stelle des schärfsten Sehens. Und hier können wir sehr schön sehen, wie dieser rote Kreis, also die neue exzentrische Fixationsstelle, wie dieser Patient damit den Text lesen kann. Der Text ist leicht vergrößert. Also exzentrische Fixation plus Vergrößerung macht das Lesen wieder möglich. Es geht zwar etwas langsamer, die Augenbewegungen sind etwas kürzer, aber es ist möglich. Und mit etwas Training wird es natürlich noch besser. So sieht's dann in Echtzeit aus. Also die Sache funktioniert. Man kann's auch direkt auf der Netzhaut eben sehen. Was macht man jetzt bei diesen Lesestörungen beim Zentralskotom? Das Wichtigste sind natürlich die Sehhilfen. Dann gibt es aber auch inzwischen sehr gute Trainingsmöglichkeiten. Und als Drittes die Sozialberatung. Wie geht's dann weiter trotz Hilfsmittel und so weiter? Was bedeutet es im Alltag? Und jetzt will ich ganz kurz nur auf die Sehhilfen eingehen. Wir haben dann mal in unserer Sehbehinderten-Ambulanz in Tübingen untersucht, wie viele Patienten konnten vor der Konsultation Zeitungsdruck lesen? Das waren nur dreizehn Prozent. Und nach der Konsultation konnten neunzig Prozent wieder lesen. Und bei der Makula- degeneration sogar vierundneunzig Prozent. Also die Erfolgsquote mit den vergrößerten Sehhilfen bei der Makuladegeneration ist sehr hoch. Auch hier, das war noch mal eine andere Studie. Da wurden ebenfalls vierundneunzig Prozent Verbesserungen sind da eingetreten. Also das lohnt sich auf jeden Fall immer, wenn man eine Makuladegeneration hat oder sonst eine Makulaveränderung, mit vergrößernden Sehhilfen versuchen, die Lesefähigkeit zu erhalten oder wieder zu gewinnen. Die vergrößernden Sehhilfen sind Ihnen ja alle bekannt. Da gehe ich jetzt auch nicht näher drauf ein. Es gibt diese optischen Hilfsmittel mit Lupen, Lupenbrillen und Fernrohr-Lupenbrillen. Je nach Tätigkeit und Bedarf kann man, wird es ganz unterschiedlich natürlich angepasst. Und dann gibt's die vergrößernden elektronischen Sehhilfen, die natürlich sehr an Bedeutung gewonnen haben. Die elektronischen Handlupen, die Bildschirmlesegeräte und auch Computerarbeitsplätze für Sehbehinderte. Neue elektronische Medien sind natürlich ein ganz großer Segen. Nämlich man kann auf dem Smartphone natürlich vergrößern und auch auf den Tablets kann man den Text vergrößern. Für viele Patienten ist es schon eine große Hilfe und braucht kein extra Gerät, sondern man kann das nehmen, was man sowieso immer bei sich hat, das Handy. Ja, ein Ausblick vielleicht in die Zukunft. Einiges wird ja hier auch schon ausgestellt. Neue Technologien, das also digitale virtuelle Brillen mehr und mehr vielleicht in Gebrauch kommen. Dann dann gibt's ja das Retina-Implantat, was jetzt im Moment aber nicht weiter verfolgt wird, was aber auch vielleicht ein Ansatz ist, dass man da mal für künstliche Sehzellen ein Chip einsetzt. Es hat war aber bisher von den Ergebnissen noch nicht so, dass sich das jetzt wirklich dass es wirklich jetzt für den einzelnen Patienten echt im Vorteil gewesen wäre. Und dann natürlich auch die Gentherapie bei den angeborenen Erkrankungen, bei den erblichen Erkrankungen gibt es ja immer mehr Möglichkeiten, auch mit einer Gentherapie etwas zu erreichen. Ja, jetzt komme ich zum Training. Und zwar ist die Frage, ob das Leseverhalten nach der Anpassung der vergrößernden Sehhilfen doch durch durch spezifisches Lesetraining noch weiter verbessert werden kann. Wir sind ja schon froh mit den Sehhilfen, was wir viel erreicht haben. Aber können wir vielleicht doch noch ein bisschen mehr heraus- gewinnen? Und so haben wir also zwei verschiedene Trainingsmethoden mal eingesetzt. Das sind ja die Augenbewegungen sind ja schwierig, wenn man mit einer exzentrischen Netzhautstelle schaut. Und so haben wir also ein Training gemacht, bei dem wir die Lese- Augenbewegungen gefördert haben, geführt haben. Und das andere Training war eine Einzelwortpräsentation, wo immer nur ein Wort erscheint, wo man gar keine Augenbewegungen machen muss. Jetzt komme ich erstmal zu diesem sensomotorischen Training, Also geführte Augenbewegungen durch die Zeile zur Verbesserung der Leseaugenbewegungen. Und da ist es dann so, dass praktisch das Auge geführt wird, indem der Text sich durch die Zeile bewegt. Und nun die andere Methode zur Vermeidung von Lese- augenbewegungen. Das also nur ein Patient schaut in die Mitte, und dann kommt immer nur ein einzelnes Wort und dann kann man auf keine Augenbewegungen zu machen. Kann sich ganz auf dieses Zentrum konzentrieren. Da haben wir verschiedene Studien gemacht mit jugendlicher Makuladegeneration, auch mit altersabhängiger Makuladegeneration, und konnten feststellen, dass in beiden Gruppen ein signifikanter Unterschied, eine signifikante Verbesserung aufgetreten ist der Lesegeschwindigkeit. Und wir können also sagen, dass ein zusätzliches Lesetraining, nachdem der Patient schon die vergrößerten Sehhilfen benutzt, noch weiter helfen kann, die Lesefähigkeit zu verbessern. Dann haben wir noch mal eine andere Studie gemacht, nur mit altersbedingter Makuladegeneration, wo auch eine Kontrollgruppe was anderes gemacht hat und die Lesegruppe hat sechs Wochen dieses Lesetraining durchgeführt mit der Einzelwortpräsentation. Und auch hier war es so, dass eine signifikante Verbesserung entstanden ist. Dann vor dem Training, dann nach dem sechswöchigen Training, und sogar hat sich nach Ende des Trainings noch mal weiter verbessert, weil die Patienten diese neue Strategie dann auch im Alltag anwenden. Das macht man dann nicht nur während des Trainings am Bildschirm, sondern man hat dann eine Technik gelernt, die man auch im Alltag anwenden kann. Ja und was auch noch ganz wichtig war in dieser Studie, wo wir speziell ältere AMD-Patienten untersucht haben, der Schweregrad von depressiver von depressivem Zustand hat sich signifikant verbessert. Also das ganze Wohlbefinden, die die gewisse Depression, die ja durchaus verständlich ist, dass man so eine Krankheit hat, das hat sich signifikant verbessert. Also auch von daher lohnt es sich auf jeden Fall, mit den Hilfsmitteln das rauszuholen, was man überhaupt nur rausholen kann, und wenn jemand sehr gerne und viel liest, auch noch ein Training zu machen. Ja, die Lebensqualität hat sich auch verbessert. Da gab es die verschiedenen Fragen: Leute erkennen, Einkaufen, Reisen, und dann beim Lesen von Beschriftungen, Lesen von normal groß Gedrucktem und überall ergab sich hier eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität. Also es lohnt sich immer, es zu probieren. Ja, das haben wir eigentlich jetzt schon gesagt. Soweit jetzt zur Makuladegeneration. Jetzt machen wir einen ganz großen Schnitt. Jetzt kommt was total anderes, nämlich die Sehschädigung nach Schlaganfall. Da ist die Situation völlig anders, auch sehr stark beeinträchtigend, aber der Gesichtsfeldausfall ist völlig anders. Ja, also in Deutschland erleiden etwa fünfhunderttausend Menschen pro Jahr eine Hirnschädigung durch Schlaganfall oder auch durch Verletzungen. Und bei denen ist von bei dreißig Prozent die Sehbahn betroffen. Und die Anzahl dieser Patienten mit Hirnschädigung die nimmt wird zunehmen, weil einmal die Überlebensrate steigt. Die Menschen nach Schlaganfall haben viel bessere Chancen zu überleben. Und wir haben auch mehr ältere Menschen, insofern steigt insgesamt die Zahl dieser Patienten nach Schlaganfall. Wir sehen jetzt hier die Sehbahn, sehen wir jetzt hier von unten. Hier vorne sind die Sehnerven, dann die Sehnervenkreuzung und dann hier der Traktus optikus und hier die Sehstrahlung, und hier hinten ist der die Sehrinde und je nachdem wo jetzt die Läsion, also wo die Schädigung liegt, entstehen ganz unterschiedliche Gesichtsfeldausfälle. Wir brauchen aber jetzt im Moment nicht alles anschauen, sondern wir schauen auf das Wichtigste. Nämlich wir sehen hier wieder, wir sehen die Sehbahn, wir sehen die Sehnervenkreuzung und hier dann die Sehstrahlung. Und wenn jetzt die die Läsion hier im Bereich oberhalb der Sehnervenkreuzung liegt, dann dann entsteht so ein Halbseitengesichtsfeldausfall, was wir hier erbs- Moment. Das ging jetzt aber rasant, ja. Also wenn die wenn die Schädigung hier oberhalb der Sehnervenkreuzung liegt, dann entsteht ein Gesichtsfeldausfall, wie wir ihn hier auf der rechten Seite sehen: ein seitengleicher Halbseitenausfall oder auch homonyme Anopsie genannt. Das heißt, vor beiden Augen auf der gleichen Seite fehlt die Hälfte oder auch nur ein Quadrant, aber es fällt auf beiden Augen an der auf derselben Seite fällt es. Das heißt, von dieser aus diesem aus dieser Ecke hat man überhaupt keinen Seheindruck. Und die häufigste Ursache liegt hier in der Sehrinde, und das ist eben auch der Punkt, wo am häufigsten der Schlaganfall stattfindet. Ja, was bedeutet jetzt diese Schädigung für die betreffende Person? Im Vordergrund steht die Orientierungsstörung. Wenn Sie hier den Kirchturm auf der linken Seite anschauen, da sehen Sie alle Einzelheiten. Sie sehen auch die gesamte Umgebung. Aber wenn bei einer solchen Hemianopsie oder Halbseitengesichtsfeldausfall fehlt einfach eine Seite. Da sieht man natürlich keine schwarze Wand, sondern ist einfach ein fehlender Eindruck. Ja, ist keine schwarze Wand und oft ist den Patienten auch gar nicht bewusst, dass sie so einen Ausfall haben. Und sie merken es dann durch die Sachen, die dann immer passieren. Es passieren nämlich leider immer wieder Sachen, zum Beispiel Anstoßen an Menschen und Gegenstände, das Problem des Wegfindens, die fehlende Information auf der blinden Seite. Und dadurch ist die Unabhängigkeit vermindert, die Kommunikation ist vermindert. Es gibt natürlich auch ein Fahrverbot bei einer solchen Situation. Und insgesamt ist die Lebensqualität stark herabgesetzt. Nun schauen wir auch immer nach spontanen Anpassungsmechanismen, weil die oft sehr sinnvoll sind, und haben da auch gefunden, dass Patienten, wenn wir jetzt hier noch mal das auf der Netzhaut anschauen, dass die häufig kleine Augenbewegungen zur blinden Seite machen. Das sieht man hier auch noch mal im Gesichtsfeld, kleine Augenbewegungen zur blinden Seite. Und das da verschiebt sich die Gesichtsfeldgrenze, und das wird aber oft falsch interpretiert als eine Verbesserung des Gesichtsfeldes. Aber in Wirklichkeit sind es die Augenbewegungen, die den Ausfall verschieben. Und jetzt ist die Frage, ob man diese sinnvolle Anpassungsstrategie durch Training fördern kann. Die machen automatisch diese kleinen Bewegungen. Können wir das noch unterstützen? Und da muss man natürlich wissen, wenn man solche Trainingsstudien macht, muss man sehr streng vorgehen, um auch wirklich die Wirksamkeit nachweisen zu können. Man braucht also auf jeden Fall eine Kontrollgruppe, die was anderes macht. Man muss es machen, ohne dass in der Zeit eine spontane Besserung eintreten kann. Man muss eine Methode verwenden, die auch den Effekt wirklich richtig misst. Und dann überlegen: Bringt es was? Ist es klinisch relevant oder ist es nur im Labor interessant? Und hält der Effekt nach dem Training an? Das sind alles Dinge, die man bei so einer Studie dann genau beachten muss. Und es gibt jetzt verschiedene Interventionen und die Restitution des Gesichtsfeldes wurde nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Substitution, das wäre mit Prismen, dass Prismen in die Brille eingebaut werden, wurde auch nicht nachgewiesen, dass es was wirklich einen Vorteil bringt. Was aber nachgewiesen ist, es sind die kompensatorischen Methoden, und zwar ein Scanning-Training. Das heißt ein Augenbewegungstraining, wo man die ganze Umgebung abscannt und auch verschiedene andere Methoden, die also noch mit akustischen Signalen arbeiten, mit Aufmerksamkeitstraining. Also diese kompensatorischen Methoden sind die einzigen, die wirklich wissenschaftlich nachgewiesen sind. Und wir haben dann die erste Studie dann auch gemacht, wo wir zwei verschiedene Gruppen hatten, um das zu vergleichen. Die Patienten mussten eine Suchaufgabe lösen, in einem Bildschirm eine bestimmte Zahl suchen. Das war das erste Home-Training. Auch die Patienten können das zu Hause machen. Und es wird dann also die Reaktionszeit getestet und wahrgenommen. Also Sie sehen jetzt hier noch mal ein Halbseitenausfall nach links. Keine Information von der erkrankten Seite. Wenn jetzt der Patient gerade ausschaut, fehlt ihm die ganze Information von links. Wenn diese Patienten aber jetzt Augenbewegungen machen, dann sehen Sie, wie man durch diese Augenbewegungen das ganze blinde Halbfeld abscannen kann und dadurch die Information von der blinden Seite bekommen kann. Es verbessert also dieses Training verbessert das Verhalten der Augenbewegungen auch bei natürlichen Suchaufgaben. Und diese neu erlernte Strategie kann auch im Alltag angewandt werden. Es passierten viel weniger Unfälle und also die Patienten waren sehr viel sicherer in ihrer Umgebung. Und auch nach lange bestehender Hemianopsie war das Training noch hilfreich. Also auch wenn schon seit ein paar Jahren der Ausfall da war, war das immer noch sinnvoll. Ja also, wir haben das auch für Kinder entwickelt und Sie sehen jetzt mal hier, also das Kind hatte jetzt die Aufgabe, die Giraffe zu suchen. Und jetzt sucht es die und klickt die dann mit der Maus an. Und wenn alle Giraffen gefunden sind, dann gibt es so ein Zeichen und dann kommt der nächste Bildschirm. Ja. Ja also es gibt verschiedene Sakkadentrainingsmethoden. Und im Vergleich zu einigen anderen computergestützten Programmen hat das jetzt von uns entwickelte einige Besonderheiten. Also erstens haben wir diesen Effekt wissenschaftlich nachgewiesen bei Hemianopsie, also diese halbseitigen Gesichtsfeldausfälle, bei Retinitis pigmentosa geht es genauso, wenn das Gesichtsfeld konzentrisch eingeengt ist, und auch bei Glaukom in mittleren Stadien, wo schon Ausfälle an beiden Augen vorhanden sind. Die Suchaufgabe wird mit mehreren Suchobjekten gemacht. Das entspricht auch der Alltagssituation. Und die Sache ist ganz einfach zu handhaben, auch für Patienten, die keine Erfahrung mit dem Computer haben, gerade auch ältere Patienten, die die sonst nichts mit dem Computer machen oder nicht viel, können das sehr leicht bedienen. Man kann es also selbständig zu Hause durchführen und oder auch in einer Reha-Einrichtung. Und was jetzt auch wichtig ist und neu: Unser Programm ist das einzige, was auch im Hilfsmittelkatalog der Krankenkassen gelistet ist. Das heißt, man kann es sich auch verordnen lassen von seinem Augenarzt oder Hausarzt oder Neurologen. Und wenn Sie da noch mehr drüber wissen wollen, dann können Sie sich am Stand von der Firma Reiniger hier im vierten Stock können Sie sich da noch weiter erkundigen, wer da Interesse hat. Ja, was gibt es denn noch für andere kompensatorische Methoden? Es gibt also zum Beispiel noch Methoden für solche Patienten, die die eben so eine so ein Computerprogramm nicht benutzen können oder auch bei kleinen Kindern. Da kann man andere Suchaufgaben machen mit Papier- Vorlagen oder auch mit Lege-Spielen. Wir haben mit kleinen Kindern gute Erfahrung gemacht, dass die zum Beispiel Memory spielen. Die ja total gern und sind die auch sehr gut oder so Wimmelbilder raussuchen. Also man kann da einfach alles machen, was die Augenbewegungen anregt, um möglichst viel und gezielt auf die blinde Seite zu schauen. Wie sieht hier die Zukunft aus? Man wird natürlich diese Softwareprogramme weiterentwickeln. Natürlich wird man da auch und auch KI, also künstliche Intelligenz einsetzen für individualisiertes Training, dass das Training sich total anpasst auf auf die Erfordernisse des Patienten. Und was auch schon gemacht wird, ist der Einsatz von Virtual Reality-Brillen, dass man also dieses Training in in der Brille machen kann und und wichtig ist natürlich auch, dass einfach noch mehr Informationen für die Patienten zur Verfügung stehen, dass es überhaupt sowas gibt und dass es dann auch verfügbar ist. Ja, soweit jetzt zur Orientierungsstörung bei der beim Schlaganfall. Und jetzt will ich noch kurz zu der einer anderen Störung kommen, die auch im beim Schlaganfall auftreten kann, nämlich auch eine Lesestörung. Die kommt zwar seltener vor als die Orientierungsstörung, kann aber auch zu einer absolut herabgesetzten Lesefähigkeit führen. Und zwar dann, wenn der Gesichtsfeldausfall sehr nahe ans Zentrum herangeht. Wir sehen ja hier noch mal, das wäre also eine halb- ein halbseitigen Gesichtsfeldausfall. Hier ist dieses minimale Lesegesichtsfeld. Das wird natürlich zur Hälfte verdeckt. Nur wenn eine Aussparung hier besteht, sogenannte makulare Aussparung, das gibt es bei einigen Patienten, dann kann das Lesen völlig normal sein. Ja, das überspring ich jetzt mal. Und wir sehen jetzt hier eine Patientin ohne makulare Aussparung. Also da geht der Ausfall direkt das meinst du was heute zur zum Alltag den da Kinder gehört gab es damals noch nicht es gab nur wenige Autos Also das war jetzt eine Lesegeschwindigkeit von siebenundsechzig Wörtern pro Minute, das deutlich herabgesetzt. Und jetzt haben wir eine Patientin, die hat: "Das meiste, was ich im Alltag der Kinder gehört hat, gab es damals noch nicht, es gab nur wenige Autos." Ja, die hat also über zweihundert Wörter pro Minute. Das ist also sehr gut. Sie sehen also, es kommt ganz drauf an, wie nah geht der Ausfall an das Zentrum heran. Brauchen die Patienten eine Unterstützung fürs Lesen oder nicht? Viele haben überhaupt kein Problem. Ja, und wenn man dann die Augenbewegungen bei diesen Patienten misst, dann sieht man jetzt hier bei einer normal sehenden Person, sehen wir hier diese Blicksprünge und dann wieder Halteposition, Blicksprung, Halteposition. Da entsteht dann so ein regelmäßiges Treppenstufenmuster. Bei der Hemianopsie nach rechts kämpft sich der Patient durch die Zeile durch mit vielen kleinen Rücken. Er schiebt ja immer diesen Gesichtsfeldausfall vor sich her, ganz mühsam und langsam. Und bei der Hemianopsie nach links kommen die Patienten eigentlich ganz gut durch die Zeile hindurch, aber beim Zeilenrücksprung haben sie ein Problem. Sie finden nämlich den Anfang der nächsten Zeile nicht ohne weiteres, weil dort der Ausfall liegt. Also ganz unterschiedliche Beeinträchtigung. Also hängt die Lesefähigkeit bei der Hemianopsie einmal ab vom Abstand des Ausfalles vom Zentrum. Gibt es eine Aussparung oder nicht? Von der Seite des Ausfalls in Leserichtung, viel ungünstiger. Und ob dann auch schon Anpassungsstrategien bestehen. Da gehe ich jetzt aber nicht näher drauf ein. Was kann man jetzt zum Beispiel machen? Eine Möglichkeit, vor allem bei der linksseitigen Hemianopsie, ist zum Beispiel der Lesestab mit Führungslinie. Das ist eine einfache, aber doch hilfreiche Sache bei vielen Patienten. Ein Lesestab, der ganz leicht in der in der Vertikalen vergrößert und eine rote Führungslinie hat, so dass man praktisch sich auf der Zeile, also in der Zeile sich nicht verrutscht. Und das das kann in manchen Fällen ganz hilfreich sein. Man kann auch den Zeigefinger und Lineal verwenden, um einfach die Orientierung auf der Zeile zu auf der Seite zu bewahren. Bei der Hemianopsie nach rechts da gibt es, da hilft dieses nicht viel, sondern da gibt es verschiedene Trainingsmöglichkeiten, auf die ich jetzt gleich noch mal eingehe. Es gibt einmal das Lesen mit einer bewegten Textzeile. Das kennen Sie alles, wenn manchmal im Fernseher unten noch mal so ein Text reinläuft. Und es sieht dann so aus, da kann Patient mit rechtsseitiger Hemianopsie dann deutlich besser lesen nach so einem Training. Und oder was wir jetzt auch gemacht haben, war, dass wir mal die den Text gedreht haben und haben die Patienten mal in senkrechter Weise lesen lassen. Also den Text gedreht und dann kann können die Patienten dann in ihrer gesunden Gesichtshälfte lesen. Ist natürlich sehr ungewöhnlich, ungewohnt, aber es hat sich gezeigt, also dass wenn wir jetzt so eine Zeile anbieten, die haben dann auch vier Wochen lang trainiert, immer eine Zeile, die sie dann von oben nach unten oder unten nach oben gelesen haben, haben sie ihre Lesefähigkeit verbessert. Und zwar bei dem vertikalen Lesen haben sich die rechtsseitigen Hemianopsie-Patienten verbessert. Bei den linksseitigen ist nichts passiert. Und bei dem horizontalen Lesen, das war eine Kontrollgruppe, wo wir dachten, das ist eine Placebogruppe, aber sie da sie hat auch gewirkt, aber nur bei den linksseitigen. Die die linksseitigen Hemianopen haben sich deutlich verbessert. Bei den rechtsseitigen ist nichts passiert. Also spezifisch und auch was die Augenbewegungen angeht, sieht man das aus dieser bei der rechtsseitigen Hemianopsie diese furchtbar also kleine diese kleinen Augenbewegungen, diese vielen Augenbewegungen bei einer Zeile, sind deutlich zurückgegangen. Sehr viel weniger Augenbewegungen. Und der linksseitige Patient, der hatte nicht mehr die Schwierigkeiten gehabt, den Zeilenanfang zu finden. Also das hat sich alles sehr schön gebessert. Und man kann also sagen, so ein Lesetraining bringt noch was. Es verbessert die Lesegeschwindigkeit. Es war spezifisch jeweils für die Seite des Trainings. Und da sehen wir also gewisse Potenziale, dass man da weitermachen kann und und jetzt will ich hier noch kurz zusammenfassen. Wir haben also ganz zwei völlig verschiedene Lesestörungen. Die oben noch mal als Erinnerung: Bei der Makuladegeneration haben wir das Zentralskotom, und hier ist die Lösung exzentrische Fixation plus Vergrößerung. Und bei beim Schlaganfall, wenn also ein Halbseitenausfall beseht Da ist das Wahrnehmungsareal, also das Lesegesichtsfeld eingeengt. Da ist einfach, das wird wird abgedeckt durch durch diesen Ausfall und hier kommen vor allem das spezifische Lesetraining in Frage oder auch die taktilen Hilfen, die man direkt auf den Text legen kann. Ja, wir können also sehen, dass die Rehabilitation sich ganz nach der Art des Gesichtsfeldausfalles richtet, also ob jemand einen zentralen Gesichtsfeldausfall hat oder einen halbseitigen Gesichtsfeldausfall. Für zufällig unterschiedlichen die Störungen und deswegen muss auch die Rehabilitation ganz spezifisch dort ansetzen, wo diese Störung ist, und das ist nicht alles gilt für alle. Und wir können also, was wir, was ganz wichtig ist, wir können die Restsehfunktion erstmal genau erfassen und dann dieses restliche Sehvermögen, dass wir das dann optimieren, aus dem was vorhanden ist das Optimum herausholen. Und wir sollten auch in der Rehabilitation möglichst nur Methoden verwenden, die auch wissenschaftlich nachgewiesen sind. Es gibt eben nicht so sehr viele Studien, die wirklich diese Bedingungen einhalten. Es wird viel versprochen, was dann nachher nicht gehalten werden kann. Also es ist sehr wichtig, dass wir da gute Forschung machen. Und wir haben gesehen, dass ein zusätzliches Training zu vorhandenen Hilfsmitteln die Lesefähigkeit und Orientierungsfähigkeit verbessern kann. Wie sieht hier die Zukunft aus? Ja also zunehmender Einsatz von KI, zunehmender, also von künstlicher Intelligenz, zunehmender Einsatz von virtueller Realität und ja die Verfügbarkeit. Ja, jetzt muss ich mal gucken. Ja, ich hätte da noch zwei Patientenfilme, aber die überspringe ich jetzt, weil wir jetzt doch in der Zeit schon bisschen vorangeschritten sind. Und jetzt einfach noch mal zum Abschluss: Der Versuch der Rehabilitation lohnt sich immer, denn die Erfolgsquote ist hoch und neue Trainingsmethoden werden auch zu weiteren Verbesserungen führen. Die ganzen Softwareprogramme, die die immer besser werden, können immer gezielter auch die die Probleme der Patienten angehen. Und so brauchen wir zum Glück nicht nur auf uns, auf die heilige Otilie zu verlassen, die Schutzheilige der Sehbehinderten und Blinden, sondern wir können auch selber sehr viel für die Verbesserung tun. Vielen Dank. Ja, vielen Dank Susanne. Mich So, ich hab eine Frage: Wie weiß ich denn als Patient, was ist die Methode, die für mich die beste ist? Zu wem gehe ich? Und wie du gesagt hast, nicht alle Therapien versprechen auch dann positive Ergebnisse. Wie weiß ich als Patient im Dschungel der vielen Angebote, was ich machen muss oder wo ich hin muss? Ja, das ist natürlich nicht so einfach. Ist natürlich, wenn man jetzt an in eine Sehbehinderten- Beratungsstelle geht, in die Sehbehinderten-Ambulanz in der Klinik oder in eine spezialisierte Praxis oder Schule, dort ist es eigentlich schon bekannt. Also wenn man zu Spezialisten in der Rehabilitation geht, wird man in der Regel schon die richtigen Anwendungen bekommen. Man darf sich halt nicht blenden lassen, wenn jetzt zum Beispiel versprochen wird, dass man den Gesichtsfeldausfall wegzaubern kann. Also das ist eigentlich, das kann man eben nicht, ja. Und wenn sowas versprochen wird, da darf man dann also ruhig skeptisch sein. Aber ansonsten, also wir wissen einfach, dass die kompensatorischen Methoden, dass man das Sehvermögen, was da ist, zu benutzt, die fehlenden Areale auszugleichen weitgehend. Also hundertprozentig geht's nicht, aber man kann's weitgehend. Und man kann vor allem auch diese Unfälle und diese diese ganzen Folgedinge, die kann man dann doch gut vermeiden. Aber also ich denke, man sollte schon da zu jemand Spezialisiertem gehen. Ja, und den find ich auch im Internet? Ja bitte, und den find ich dann auch im Internet oder durch Mund-zu-Mund-Propaganda? Ja, ich hoffe. Es ist ein bisschen provokant jetzt, ich weiß. Ja, also ist natürlich so. Leider ist es nicht so üblich bestellt mit Sehbehinderten- Ambulanzen oder Beratungsstellen, wie man sich das wünschen würde. Manchmal muss man dann doch längere Wege auf sich nehmen. Das lohnt sich aber trotzdem, wenn man einmal eine richtige Beratung hat und dann weiß, in welcher Richtung das weitergeht. Dann hat man schon sehr viel gewonnen. Man muss ja da nicht regelmäßig hingehen. Deswegen haben wir unsere Programme ja auch als Home-Training gemacht, dass die Patienten, die kriegen das am Anfang und dann können sie es zu Hause selbständig machen. Und es wird natürlich mehr und mehr. Wir haben ja hier schon viel von der Telemedizin gehört, dass also Patienten sehr viel mehr zu Hause machen können und vielleicht ab und zu mal noch eine Beratung dazu brauchen. Das wär jetzt auch so meine nächste Frage: Das Programm, was was du ja auch mitentwickelt hast, muss ich davor erst noch mal so eine Eingangsdiagnostik machen durch durch einen Augenarzt oder durch einen Reha-Lehrer oder durch eine Orthoptistin? Oder kann ich das einfach mir kaufen und leg dann los? Also es ist schon gut, wenn die Diagnose ganz klargestellt ist und wenn auch klar ist, was für ein Gesichtsfeldausfall vorliegt. Wenn das aber alles schon klar ist, dann kann man sich's natürlich selber kaufen. Oder dieses Augenbewegungstraining, das kann ja auch verordnet werden. Die Lesetrainingsprogramme sind noch nicht so, dass man sie verordnen kann. Das wird aber auch bald der Fall sein. Und dieses Training für die Verbesserung der Orientierung, das ist aber inzwischen schon im Hilfsmittelkatalog anerkannt und kann dann über über den Augenarzt oder Hausarzt oder Neurologen dann auch verordnet werden. Ja, und die wissen das auch alle? Hoffentlich bald. Ja, gibt es sonst noch Fragen aus dem Publikum? Vielleicht meine Kolleginnen, die Orthoptistinnen? Gibt es Orthoptisten, die dann mit diesem Programm arbeiten? Ich hab also eher ältere Patienten, die ich jetzt so berate mit vergrößernden Sehhilfen. Wie kann ich die denn motivieren, diese exzentrische Fixation zu übernehmen, zu trainieren? Also andere da eher so die Schlaganfallsachen, aber diese älteren Patienten sind da nicht so flexibel drin. Also wenn der Gesichtsfeldausfall wirklich schon absolut ist, also wenn im Zentrum wirklich gar nichts mehr gesehen wird, dann stellt sich meistens die exzentrische Fixation spontan ein. Man kann es aber noch dadurch vielleicht ein bisschen fördern, wenn man zum Beispiel so ein Aha-Effekt auslöst, dass man zu dem Patienten zum Beispiel sagt: "Schauen Sie mir mal in die Augen." Ja, und dann sagen: "Ja, seh ich nicht, seh Ihr Gesicht gar nicht." Und sagen: "Dann schauen Sie mal über mich weg." "Ah, jetzt, jetzt!" Ja. Also sagen wir mal so Kleinigkeiten oder dass man sagt: "Wenn Sie fernsehen, dann gucken Sie nicht auf den Bildschirm, sondern schauen Sie drüber weg." Stellen Sie vielleicht machen Sie noch eine kleine Marke oben hin und dann gucken Sie da oben dran vorbei, so dass die Patienten selber wahrnehmen, dass es dann noch bessere Stellen gibt. Und dann, wenn sie das mal angefangen haben, dann etabliert sich das eigentlich auch ganz gut. Aber es gibt natürlich Situationen, wo dann noch so kleine Aussparungen sind in dem Gesichtsfeldausfall und noch aus irgendeiner Lücke heraus zentral fixiert wird. Da muss man kann man solche Übungen dann machen. Aber in der Regel stellt sich's von selber ein zum Glück. Ja. Wir kommen aus Südbayern und und wir hatten in Bogenhausen die Neuropsychologie, die die Stadt München leider eingestellt hat, mit einem sehr guten Rehabilitationsprogramm. Und ich hab mich neulich mit einer Kollegin unterhalten, hat gesagt: "Wer versorgt jetzt diese Menschen?" Ja, gerade nach schweren Schädelhirntraumen. Wir sind da in München etwas ratlos. Ja. Also ich mein, die erste Diagnose können Sie natürlich auch in München in der Sehbehinderten-Ambulanz machen und von dort aus dann an entsprechende Stellen weitergeschickt werden. Zum Glück gibt es ja auch für die Orthoptistinnen diese Zusatzausbildung Neuroorthoptik. Da gibt's immer wieder diese Kurse, die vom Berufsverband der Orthoptistinnen angeboten werden. Und da gibt's inzwischen ein sehr schönes Netzwerk in Deutschland von diesen spezialisierten Orthoptistinnen. Und da kann man dann auch nachschauen, wo wo die sitzen. Die sind relativ gut in Deutschland verteilt. Und das wär auch noch mal eine sehr gute Anlaufstelle. Dann gibt's auch die niedergelassenen Neuropsychologen. Die haben auch ein Netzwerk, was man im Internet finden kann, so dass man dann in der Beratung der Patienten man kann dann suchen, wo gibt's in Wohnort- nähe jemand, der da spezialisiert ist. Also da gibt's inzwischen eigentlich ganz gute Angebote. Susanne Trauzettel-Klosinski, herzlichen Dank natürlich für deinen wunderschönen Vortrag, der immer wieder neue Erkenntnisse bringt und dass du immer noch fleißig dabei bist, dieses Thema weiterhin nach vorne hin zu bringen, zu verfolgen. Und du weißt, eine, das ist ja sehr der kleine gelbe Saft. Vielen Dank, vielen Dank, dass Sie dabei waren. Besuchen Sie uns unter sightcity.net für weitere Informationen rund um die SightCity. SightCity.net. Haben Sie Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie uns gerne an info@sightcity.net oder kontaktieren Sie uns über unsere Website.